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Hertzsch: Eine Beweisschrift für das Dasein Gottes. 167
Faktors herbeigeführt worden sein. Da nun aber ein Geist
nur auf etwas Geistiges direkt einwirken kann, so muß in
der einfachen Materie Geist vorhanden sein, wenn auch nur
in ganz geringem Maße und in träumendem Zustande, auf
den der Geist des anderen Faktors hat einwirken
und dadurch die phylogenetische Entwickelung des Menschen
hat herbeiführen können. Nun ist aber in der
ontogenetischen Entwickelung aller höheren Lebewesen,
also auch in der des Menschen, das Kind stets das
Durchschnittsprodukt beider Eltern (so trägt z. B. das Kind
eines Weißen und einer Negerin oder eines Negers und
einer Weißen stets das Erbe beider Eltern in sich, so daß,
wenn beispielsweise ein Mensch und ein Gorilla sich
fruchtbar mischen könnten, das Kind dieser Eltern auch
das geistige Erbe des Gorilla mit in sich tragen müßte);
folglich muß auch in der phylogenetischen Entwickelung des
Menschen das Kind, in diesem Falle also der Mensch, das
Durchschnittsprodukt beider Eltern sein. Folglich muß
der andere phylogenetische Erzeuger des Menschen geistig
ebenso hoch über dem Menschen stehen, als die einfache
Materie unter ihm steht. Folglich kann dieser andere
Faktor, zumal da die phylogenetische Entwickelung des
Menschen immer noch weiter fortschreitet, nur dasjenige
Wesen gewesen sein und noch sein, das geistig weit, weit
über uns steht und das wir Gott nennen.
Die göttliche Substanz hat sich also mit der einfachen
Materie geistig vermischen müssen, um auf phylogenetischem
Wege schließlich ein Wesen hervorzubringen, das geistig
zwischen der einfachen Materie und der göttlichen Substanz
die Mitte hält: den Menschen; denn selbst wenn eine
fruchtbare körperliche Vermischung zwischen beiden Faktoren
möglich gewesen wäre und wirklich stattgefunden
hätte, so hätte doch dann nicht die ganze großartige
Mannigfaltigkeit der Schöpfung entstehen können, wie wir
sie jetzt vor uns sehen, sondern es hätte dann direkt ein
Wesen entstehen müssen, das zwischen beiden Faktoren die
Mitte gehalten hätte: der Mensch wäre dann direkt entstanden
, wir hätten es dann aber nur mit einem ontogenetischen
Falle zu tun, während wir doch nach der
phylogenetischen Entstehung des Menschen suchen. Demnach
ist der Beweis, wenn das biogenetische Grundgesetz
richtig ist, streng mathemathisch erbracht, daß es einen
persönlichen, geistig weit, weit über uns stehenden Gott
gibt. Wenn aber das biogenetische Grundgesetz nicht
richtig wäre, so ginge damit zwar dieser wichtige Beweis
wieder verloren,. zugleich aber auch die wichtigste Stütze
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