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178 Psychische Studien. XXXX Jahrg. 3. Heft. (März 1913.)
sich nicht vom Fleck. Auf einen zweiten Anruf erst
näherte er sich langsam; er rieb sich zuerst an den Beinen
des Herrn und legte sich dann, wie immer, nieder. Gräser
beugte sich hinunter, um ihn zu streicheln, aber seine Hand
§riff ins Leere: es war nichts da, und Boby war ein
chatten. Der Astronom begann nun ängstlich nach seinem
Hund zu suchen und erfuhr, daß er getötet worden war.
Der Augenblick des Todes fiel mit dem der Erscheinung
zusammen. Flammarion vermutet, daß der Hund, als er
den tödlichen Streich empfing, mit der Angespanntheit der
Verzweiflung an seinen Herrn gedacht habe und daß infolgedessen
von seinem Hirn zu dem des Herrn eine
ätherische Welle gegangen sei. Er erwähnt noch, daß die
,Annales des Sciences Psychiques* ähnliche Fälle von Telepathie
zwischen den Hunden und ihren Herren vermerkt
haben.
h) Zur Frage der Intelligenz im Tierreich.
"Wie ausgezeichnet auch die Tiere von technischen Verbesserungen
des Menschen für sich N utzen zu ziehen wissen,
das zeigt wieder einmal eine Beobachtung, die man in dem
Nordseebade Wyk auf Föhr gemacht hat. Dort wurde im
vorigen Jahre zum Schutze des Deichs am Badestrand
eine massive Tonmauer errichtet, von der aus sich eine
fünf bis sieben Meter breite Betonfläche hinzieht. Aus
dieser Neuerung lernten sehr bald die Krähen einen Extranutzen
für sich zu gewinnen, einen Nutzen, der, wie es sich
bei einer Krähe von selbst versteht, höchst substantieller
Natur ist. Die Krähen lieben das Fleisch der Seemuscheln
sehr, aber es ist ihnen nicht leicht gemacht, zu diesem
leckeren Bissen zu gelangen. Ergattern sie einmal eine geöffnete
Muschel, so wissen sie schon dafür zu sorgen, daß
sie sich nicht wieder schließen kann. Aber im allgemeinen
liegen die Muschelbänke den Krähen verschlossen da, weil
keine Krähe auch nur den kleinsten Spalt für das Eindringen
ihres Schnabels entdecken kann. Da machten denn
die Tiere aus der Not die Tugend der Enthaltsamkeit und
verzichteten auf die lukullische Abwechslung in ihrem
Menu. Die Marsch bot ihnen ja auch reichlich Nahrung.
Das änderte sich aber, als die betonierte Fläche fertig war.
Eine der Krähen muß wohl einmal im Fluge eine Muschel
auf den harten Beton haben fallen lassen. Das Gehäuse
zerbrach, und der verschlossene Leckerbissen war zum Verspeisen
frei. Das merkten sich die Krähen, sie lernten aus
dem Zufall (wie auch viele andere Vögel — wahrscheinlich
ebenfalls durch Zufall — gelernt haben, Nüsse zu öffnen,
indem sie sie aus großer Höhe auf Steine fallen lassen).
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