Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 180
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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180 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 3. Heft (März 1013.)

an vergangene Erfahrungen; am häufigsten tauchen Erlebnisse
der frühen Kindheit in den dämmernden Visionen des
Schlafes auf. Häufig sind die Ereignisse des Traumes uns
ganz fremd, aber genaue Nachforschung kann doch erweisen
, daß sie erlebte Dinge wiederspiegeln. Ein interessantes
Beispiel dafür erzählt Delboeuf. Im Jahre 1862
träumte er, daß er zwei Eidechsen im Schnee fand, sie aufnahm
, wärmte und in einem Loch in einer Mauer verbarg,
wobei er ihnen als Nahrung ein bestimmtes Farnkraut hinlegte
, das er im Traum deutlich mit dem botanischen
Nlme'n ,ASJ>lenium rata muralis« belegte. Beim Erwachen
konnte er sich nicht erinnern, daß er jemals den Namen
des Farnkrautes im Traum gehört hatte. Sechzehn Jahre
später jedoch geriet ihm zufällig das Herbarium, eines
Freundes unter die Hände, in dem unter dem betreffenden
Farnkraut der lateinische Name von seiner Hand geschrieben
stand. Er hatte zwei Jahre vor dem Traume
einem Freunde das Herbaiium eingerichtet. 15 Jahre nach
dem Traume entdeckte er die Geschichte von den zwei
Eidechsen in einer alten Zeitschrift vom Jahre 1861, so daß
er also nun die Erinnerungsbilder auf ihre wahre Ursache
zurückführen konnte.*) Charakteristisch für die Traume ist
es, daß Vorfälle durch sie wiedererweckt werden, die im
alltäglichen Leben als völlig unbedeutend erscheinen und
daher gar nicht bemerkt werden. Auf dieser Tatsache beruht
die Theorie, daß das Träumen der Weg sei, durch
den der Geist die unwichtigen Ereignisse des Tages ausscheidet
, die, wenn sie in der Erinnerung blieben, seine
normalen Funktionen stören könnten. Eine besondere
Eigenschaft der Träume ist die außerordentliche Schnelligkeit
, mit der sie ablaufen. Der Bruchteil einer Sekunde
kann für einen langen und komplizierten Traum genügen.
Das klassische Beispiel dafür ist ein Traum, den Maury
berichtet. Er träumte, daß er in Paris zur Zeit der Revolution
lebte; nach vielen Abenteuern und Bildern, die an
ihm vorüberzogen, wurde er verhaftet, vor das Revolution*-
tribunal gebracht, vernommen und zum Tode verurteilt.
Von einer zahllosen Menge gefolgt, wurde,er zum Schafott
geführt; der Henker bindet ihn fest, das Beil saust nieder,
er fühlt einen Schlag und ~- wacht auf, in Angstschweiß
gebadet: die Stange des Bettvorhanges isi ihm auf den
Nacken gefallen. Es ist wahrscheinlich, daß der ganze lange
Traum durch diesen äußeren Reiz hervorgerufen wurde und

*) Es handelt sich also hierbei um einen interessanten Fall von
latentem Unterbewußtsein, bezw. Kryptomne^ie. — E e d.


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