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Kurze Notizeo
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sich in dem Moment abspielte, der zwischen dem Niederfallen
der Stange und dem Erwachen des Träumenden lag.
Andererseits hat man aber auch beobachtet, daß die Vorgänge
des Traumes sich in ihrem Verlauf dem Reiz, der
das Erwachen hervorruft, anpassen Hildebrandt gibt dafür
drei Illustrationen, die zeigen, daß das Ertönen eines
Weckers auf den Träumenden wirkt. Er träumt, daß er
am Ostermorgen, in Feiertagskleidung, das Gebetbuch in
der Hand, durch eine schöne Frühlingslandschaft wandelt;
er gelangt vor eine liebliche Dorfkirche, und wie er in den
Hof tritt, vernimmt er den leisen Klang der Osterglocken.
Auf einmal aber gehen die hellen, zarten Töne in ein
schrilles Gebimmel über: die Weckuhr mischt sich mit
ihrem Lärm darein. Ähnlich ist es mit einer Schlittenfahrt,
bei welcher der Träumende zuerst nur das leise Läuten der
Glöckchen hört, Jas jäh in das grelle Rasseln des Weckers
übergeht. In einem dritten Traum befindet er sich mit der
Familie beim Essen, das Dienstmädchen tritt mit einem
Berg von Tellern ein; er ruft ihr zu: „Vorsicht, Sie werden
hinfallen!" Die TelL?r stürzen zu Boden und ihr krachendes
Geklirr klingt fort in dem Wecker, der ihn aus dem
Schlafe stört. Man hat auf experimentellem Wege untersucht
, welche Empfindungen solch äußere Reize im Traume
hervorrufen. Maury kitzelte mit einer Feder einen
Schlafenden an Lippen und Nase; dieser träumte von einer
schrecklichen Marter, bei der ihm eine Gipsmaske auf das
Gesicht gelegt und fortgerissen worden war, so daß die
Haut mit abging. Einem anderen Schläfer ließ man
Wasser auf die Stirn tropfen. Er träumte, er sei in Italien
und schwitze furchtbar; doch schloß sich die angenehmere
Vorstellung daran, daß er, um seinen Durst zu stillen,
weißen Wein von Orvieto trank. Bei der Deutung der
Träume ist daher der Aufwachreiz stets zu beachten, doch
muß er in Einklang gebracht werden mit der Gemütslage
des Träumenden. („Deutsehe Tageszeitung* Nr. 11, 1. Beiblatt
vom 7. J. er.)
Ar) Aus der theosophischen Bewegung. Die
bisherige deutsche Sektion der „Tbeosophisehen Gesellschafta
(Adyarsystem) hat sich am 2. Februar ds. Js. aufgelöst
. Die Begründung einer neuen Sektion auf Grund
der allgemeinen Satzungen der Gesellschaft wird auf Anordnung
des Präsidiums in einer demnächst zu berufenden
Mitgliederversammlung veranlaßt werden und zwar durch
den bekannten Kolonialpolitiker, unseren hochverehrten
Mitarbeiter Dr. Hübbe-Schleiden, der bereits vor 30 Jahren
die theosophische Bewegung mit deren Begründern in
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