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186 Psychische Studien. XXXX Jahrg. 3. Heft. (März 1913.)
hat, die heutige theosophische Bewegung kritisch behandelt, eine
Bewegung, die er hier „Umwege zur Theosophie" zu nennen beliebt,
gilt Dasselbe, wie vom ersten. Vieles, sehr Vieles ist auch hier
durchaus zutreffend, Manches wiederum, nach meiner Meinung
wenigstens, gänzlich unzutreffend. Ludw. Deinhard.
Der Mut zu sich selbst. Das Seelenleben des Nervösen und seine Heilung.
Von Dr. med. J. Marci n o w sk i. 896 S. 1912. Berlin-W. 57,
Otto Salles Verlag. Preis 6 M.
„Dies ist ein Buch, für das man Steine auf mich werfen wird
und vielen Schmutz. Manchen aber wird es den Weg zur Erlösung
von qualvollen Leiden weisen." Diese Worte des Verfassers im
Vorwort geben den Grundton des auf ernster Forscherarbeit beruhenden
Werkes an. Durch Tiefen und Abgründe des menschlichen
Seelenlebens führt uns M. Die Nervosität w»rd uns dargestellt
als hervorgegangen aus neurasthenischer Störung, aus Zwangsvorstellungen
zu einer Erscheinung des bösen Gewissens und Schuldvorstellungen
; Auffassungen, die uns zunächst wohl neu und
ungewohnt erscheinen wollen. In ehrlichem, unerbittlichem Wahrheitsdrang
wird unserer heutigen Kulturanschauung ein Spiegel
vorgehalten, wie die Schuldidee der Nervösen ein Ueberlieferungs-
rest alter Keligicnsformen und Moralbegriffe ist. Eine Fülle von
Beispielen aus dem Arbeitsfeld des Seelenarztes zieht an unserem
Auge vorüber. Es ist schwierig, Einzelnes aus dem Inhalt herauszugreifen
, doch mögen einige Gedanke angedeutet sein. Zum Beispiel
, daß die Hypnose nie vom Verfasser als selbständige Heilmethode
verwendet wird; die Furcht vor der Angst * diö Idee, nicht
nur sich unbedingt in jedem Augenblick beherrschen zu können,
sondern so zu werden, daß man sich nicht erst zu beherrschen
braucht! Alle Psychotherapie soll sich an das GefüM und nicht an
den Willen wenden. „Wir sind schließlich nichts als die unmittelbare
Lebensfortsetzung unserer Voreltern sind, im Grunde viele
Seelen." Gegen dif* materialistische Denkungsart wendet sich das
Buc.i logisch und bestimmt, im Entwickelungsauftrieb des Lebens
ist Sinn und ZM zu erkennen. „Geschehen, das sind Handlungen
des Unbewußten." „Den Unbewußten wird der Gedanke zu einem
reichgegliederten Bau usw., wir stehen mit all unserem Tun unter
der Herrschaft des Unbewußten." „Träume sind tendenziös verarbeitete
Wunschausdrücke" usw.! Das Kapitel über geschlechtliche
Aufklärung des Kindes ist hochinteressant und reich an schönen
Gedanken, besonders: „ein wichtiger Tag aus dem Leben meines
Töchterchens" für alle Eltern und Erzieher lesenswert und zu ernstem
Nachdenken anregend. Mag man mit dem Buch auch nicht in allen
Ausführungen übereinstimmen, so muß man doch zugestehen, daß in
ihm ein starker Idealismus vorwaltet und ein hochgemuter Wahrheit
sfor» eher in glänzender Sprache und Form auch dem Okkultisten
viel Anregung bietet und neue Wege für die Zukunft weist.
C. B., Dresden.
Apercu general sur le Traitement mental. Von Albert L. Caillet
Ingenieur Civil). Vortrag, gehalten am 20. Juni 1912 m der
„Soci^te" Magne*tique de France". Illustriert mit 5 Tafeln außerhalb
des Textes. 24 S. Preis 1 Fr. Paris 1912, Jlector u. Henri
Durviile, Verleger.
Die verschiedenen Arten der geistigen Heilung, von der
„Christian Science" bis zu den Heilungen Antoine,s des Jleilers in
Jemeppe sur Meuse in Belgien, beschäftigen in dieser an Kranken so
überreichen Zeit die Gemüter in lebhaftem Für und Wider. Der
kurze Gesamtüberblick gibt eine genaue Beschreibung und Erklärung
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