Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 210
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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210 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 4. Heft. (April 1913.)

sehirmartigen Teile des Mittelstüeks, die wie Blumen angesetzt
sind. Man vergleiche übrigens, wie geradezu raffiniert
in diesem Mittelstüek die Größe der drei Schirme gegeneinander
abgewogen ist. Erst in der letzten Zeit sind auch
häufiger Vogelmotive zur Verwendung gekommen. Ich bin
tiberzeugt, daß nach der Richtung noch weitere Fortschritte
gemacht werden. Eine merkwürdige Tatsache ist, daß,
wenn eines der Bilder aus irgend einem Grunde unvollendet
beiseite gelegt wird (bei öffentlichen Vorführungen
wird natürlich gewöhnlich die Anlage eines neuen Bildes
gewünscht), ohne weiteres auf dem neuen leeren Blatte ein
ganz neuartiges Bild angefangen wird, daß dagegen, wrenn
eines der alten Blätter, oft nach langer Zeit, vorgeholt
und der Schlafenden unterbreitet wird, an dem Bilde
weitergearbeitet wird, als ob gar keine Unterbrechung gewesen
wäre.

Gewiß ist unsere Teilnahme für die Bilder zunächst
durch die merkwürdigen Umstände, unter denen sie entstanden
sind, erregt. Aber ich kann nicht leugnen, daß
diese Blätter für mich den Reiz einer hohen Schönheit
haben. Ich habe früher bei den Frauen mit großer Freude
immer die farbenreichen türkischen Schals gesehen, wie sie
sie in meiner Heimat an den hohen Feiertagen beim Kirchgang
über das schwarzseidene Kleid trugen. Ich meine,
Seidenschals, die mit derartigen Mustern bedruckt wären,
müßten eine geradezu berückende Wirkung ausüben. Mir
ist, ich hörte wieder die röchelnde Stimme, die mich zurechtweist
, jetzt nicht, wreil ich Dunkelheiten nachspüre,
sondern auch aus dem Dunkelsten Helligkeiten für unser
Leben zu gewinnen trachte. Aber mir sind alle diese Erscheinungen
gleichartig. Als Michelangelo in der Mediceer-
Kapelle als Bildnisse der Medicisöhne zwei wunderbare
Menschen hinstellte und man ihm vorhielt, sie hätten doch
keine Ähnlichkeit, antwortete er: „In hundert Jahren wTeiß
kein Mensch mehr, wie sie ausgesehen haben.* Der Wert
dieser Bilder für uns liegt doch hauptsächlich in dem, was
sie uns bedeuten können, wenn wir von ihrem vom Gewohnten
abweichenden Entstehen nichts wissen. Üb es so
sehr schwer wäre, von dieser Art einer Raumausfüllung
Verbindungslinien zu ziehen zu manchen mittelalterlichen
Miniaturen? Auch dort die mit dem Stifte über das
Papier hinscbwebende Hand, die in schwingenden Bewegungen
wartet, bis der phantastische Geist das Hinsetzen
einer Linie gebietet. Auch dort neben einer wunderbar geschlossen
wirkenden Raumfüllung die freie Verbindung der
verschiedenartigsten Elemente zu einem Ganzen. *


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