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224 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 4. Heft. (April 191«.)
Derselbe kommt, wenn auch seltener, bei anderen Tieren
vor, wenn sie vor Schimmelbildung und vor Larven geschützt
sind. So kennt man kleine Fische, welche vertrocknen,
ohne zu verwesen.
Der Prozeß der Austrocknung wird auch bei größeren
Tieren stattfinden, wenn besonders günstige Bedingungen
für das Hintanhalten der Fäulnis vorhanden sind. Eine
der bekanntesten ist die Sonnenbestrahlung. Auch die
Zusammensetzung gewisser Erden zeigt in allerdings seltenen
Fällen jene Wirkung. Man hat in solchen Schichten mumifizierte
Kadaver, sogar menschliche Leichname gefunden.
, Ferner wird die antiseptische Wirkung täglich in Anwendung
gebracht, um Kadaver zu konservieren; allein man
weiß, auf welche Schwierigkeiten man bei dem Einbakamieren
und Ausstopfen stößt. Jedermann kennt das Verfahren,
das man im alten Ägypten zur Mumifizierung anwandte
(gänzliche Herausnahme der Eingeweide, Verwendung von
aromatischen und antiseptischen Substanzen, Einwicklung
des Leichnams in eine Reihe von Bändern usw.)
Das Ausstopfen ist nicht weniger schwierig . . . Wie
dem auch sei, ich wiederhole, der Prozeß der Austrocknung
und Munrfizierung hat an sich nichts Geheimnisvolles. Es
ist ein natürlicher Vorgang, wenn die Fäulnis
gehindert ist. Wir haben nun mit Mme. X. Experimente
angestellt, die beweisen sollten, daß es sich in ihrem Falle
ebenso verhält. Wenn wir die Austrocknung künstlich
hinderten, so erschien die Fäulnis; sie war nur verzögert,
aber man konnte sie nach Belieben unterbrechen, sobald
man die Austrocknung sich vollziehen ließ. Es scheint also,
daß die Wirkung der Mme. X., wenn sie, wie wir glauben
vorhanden ist, eine sterilisierende ist, welche die Vermehrung
der Parasiten hindert oder wenigstens genügend hemmt und
dadurch ermöglicht, daß der natürliche Prozeß der Aus-
troeknung über jenen der Fäulnis siegreich bleibt.
Ist nun die Wirkung der Mme. X. direkt oder indirekt
? Wirkt sie mit anderen Worten auf die Parasiten,
um sie zu zerstören oder auf die Umgebung, um sie abzuhalten
? Unsere gegenwärtige Ansicht»(aber es ist nur
eine Ansicht) ist, daß es sich um eine indirekte Sterilisation
handelt. Die Wirkung der Mme. X. würde sonach die
Widerstandsfähigkeit der Gewebe usw. begünstigen und
sie zur Fäulnis unfähig machen. Nun entsteht die zweite
Frage: Welches ist die Natur des sterilisierenden
Agenten? Und hier sind wir auf reine Hypothesen angewiesen
. Jedenfalls handelt es sich nicht um eine mediu-
mistische Wirkung. Es findet sich in den Experimenten
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