Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 226
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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226 Psychische Studien. XXXX. Jahrg. 4. Heft. (April *91H.)

Tode.*} Wie ja ein hypertrophischer Mut den Psychotherapeuten
ebenso verdächtig ist, wie ein dick unterstrichener
Haß. Beides fordert uns auf, den Affekt mit
verkehrtem Vorzeichen zu suchen: die Angst und die Liebe.

Die Mehrzahl der Menschen haben sich zum Tode in
ein bestimmtes Verhältnis gestellt. Der Tod spielt in
unserem Seelenleben die wichtigste Itolle. Sollte diese bedeutsame
Rolle sich nicht im unbewußten Denken, nicht
in den Träumen wiederspiegeln? Eher müßten wir annehmen
, unsere Traumdeutekunst sei eine e'ende Stümperei,
als daß wir glauben wollten, der Tod spiele in den Träumen
eine nebensächliche Rolle. Doch wir stehen ja erst am
Beginne einer großen Wissenschaft. Freud hat mit gigantischer
Kraft ungeheure Grundrisse gezogen. Nun gilt es,
das Haus bis zum Giebel fertigzustellen. Da werden wohl
mehr als einige Jahrzehnte verstreichen. Auch dieses Buch**)
will ja nur als ein bescheidener Anfang, als Versuch einer
Zusammenfassung dessen, was wir und ich bis jetzt wissen,
betrachtet sein.....

Es sind Jahre vergangen, ehe ich der Todessymbolik
auf die Spur gekommen bin. Das rührt wohl daher, daß
sie ungemein versteckt ist und in jeden Traum geheimnisvoll
hineingewoben ist. Jeder Traum ist ein Vexierbild
mit der Frage: „Wo ist der Tod?*

Das wichtigste Thema ist zugleich für den Träumer
das peinlichste. Selbst im Traume wagt er es nicht, dem
Tode offen ins Gesicht zu sehen. Er maskiert seinem Bewußtsein
die Todesgedanken. Es gilt, diese Todesmasken
herunterzureißen ....

Ich mache mich auf lebhaften Widerstand gefaßt. Wie
peinlich wirkten schon die Enthüllungen von Freud über
die Wünsche vom Tode naher Verwandten? Und diese
Enthüllung war doch nur ein Schritt in jenes schier unermeßliche
Reich der Todessymbolik., in das ich meine
Leser führen muß ....

über die offenen Todeswünsche brauche ich kein Wort
zu verlieren. Wer uns bis hierher gefolgt ist, der wird
schon gelernt haben, welche unbändige Fülle von feindlichen
, unterdrückten Affekten sich im Traume austoben
muß. Liebe und Haß sind keine Gegensätze! Einen töten
heißt einem das Leben schenken. So schreitet mit unseren
edelsten Gefühlen, mit all dem altruistischen Gepränge eines

*) „Hie Tapferkeit ist motorisch umgewertete Angst." St.
**) 8. vor. Heft Fußnote auf S. 156. — E e d.


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