Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 227
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Stekel: Todessymbolik

227

Kulturmenschen der egoistische, brutal-anarchistische Eaub-
tierinstinkt des Urmenschen noch immer durch unsere
Träume. Jeder Mensch ist sich der Nächste. Jeder ist
der einzige, und die ganze Welt ist im Traume sein Eigentum
.*) Dieses rücksichtslose Zugreifen findet sich in den
Träumen der Menschen wieder. Jede unserer Erfüllungen
geht über Leichen. Jede unserer Hoffnungen ist das Verderben
der anderen ....

Freud hat uns ein wunderschönes Beispiel von versteckten
Todeswünschen gezeigt. Eine Dame hat an einer
Leichenbahre den geliebten Mann gesehen. Sie läßt eine
andere ihr nahestehende Person sterben, um ihn noch einmal
seilen zu können. Das entschleiert uns den unbewußten
Menschen. Einem Wunsche zuliebe lassen wir einen
Menschen sterben. Wie oft ist aber dies Sterben selber
ein Wunsch?

Man kann ruhig die Behauptung aufstellen, daß ein
guter Teil der Vorwürfe, die sich die Neurotiker und selbst
die an Melancholie Erkrankten machen, auf diese Todeswünsche
zurückgehen. Wir haben keine Ahnung von dem
grimmigen Mörder in unserer Brust, der auf seine Opfer
lauert. Vater und Mutter, die teure Gattin, die lieben
Kinder, um deren Leben man zittert und bangt, alle werden
unter Umständen im Traume — folglich auch im Unbewußten
— hingeopfert, wenn der unterdrückte Trieb
nach Befriedigung schreit. Aus diesem Konflikte entstehen
die fast unlöslichen Neurosen; Zärtliche Mütter, die um
das Leben ihrer Kinder jede Sekunde zittern und sich in
Angst verzehren, weil diese Kinder die Hindernisse zur
Freiheit, zu einem geliebten Manne sind; besorgte Ehemänner
, deren Zärtlichkeit um das Wohl und Wehe der
Frau die Grenze des Normalen weit überschreitet; Söhne,
die für das Leben des sie im Lebensgenüsse beengenden
Vaters keine Opfer und keine Mühe scheuen .... Doch
was sollen wir weiter den Vorhang lüften, der die gräßliche
Hölle menschlichen Denkens verhüllt! .... Es genüge
die Tatsache Wir beschäftigen uns nicht nur mit
unserem Tode, sondern auch mit dem Tode dej anderen.
Vor allem mit dem Tode der anderen und dann erst auf

*) .Nirgends habe ich diesen Gedanken schöner ausgedrückt
gefunden, als bei einem unbekannten Dichter Dr. S. Saul: „Im
Licht hab' ich verloren — Das trügerische Glück, — Nun kehrt es
nackt geboren - Id meinen Traum zurück. — Totenblasse Sterne
neigen — Sich müd und schlafen ein, — Im Schatten und im
Schweigen — Ist alles, alles mein." St.

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