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270 Psychische Btudien. XXXX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1913.)
anlaß zu Fehlerquelle a und damit auch zu Mißerfolgen,
der so lange bestehen bleiben wird, als der Rutengänger
ein psychischen Einflüssen zugänglicher Mensch sein wird,
d. h. also so lange, bis wir einen vollgültigen Ersatz des
Rutengängers durch eine maschinelle Vorrichtung besitzen
werden.
Wir nehmen bekanntlich einen von außen kommenden
Reiz auf das Nervensystem des Rutengängers, eine physikalische
Fernwirkung des unterirdischen Wassers, als primäre
Ursache der den Wünschelrutenausschlag bedingenden
reflektorischen Muskelbewegungen an. Tatsächlich ist auch
das Bestreben, das echte Wünschelruten-Phänomen als
einen rein physiko-physiologi sehen Vorgang
aufzufassen, trotz des Widerspruches von Prof. Weber-Kiel,
nicht ohne Frucht geblieben. Schon 1907 hatte Dr. A.
Gockel, Prof. der Physik an der Universität Freiburg
(Schweiz), darauf hingewiesen, daß in dem Zusammenhange
zwischen Grundwasser und atmosphärischer Elektrizität
eine Möglichkeit zur Erklärung des Rutenphänomens bestehe
,*) und er war es auch, der dem automatischen
Quellenfinder des verstorbenen Berner Ingenieurs A. S c h m i d
ein ausführliches Gutachten mit auf den Weg gab, das auf
den gleichen Voraussetzungen basierte. Die Ansichten
über den Wert dieses Apparates sind zwar geteilt, doch
seheint sich eine Nachahmung des Schmid'schen Quellenfinders
, der von der Firma E. A. Mansfield & Co.
konstruierte und empfohlene „autoniatie waterfinder*,
namentlich in Kanada und West-Indien mit Erfolg in die
Praxis eingeführt zu haben,**; Es läßt sich nicht leugnen,
und Prof. Barrett wird das wohl zugeben, daß das große
Gebiet der elektrischen Erscheinungen, insbesondere der
Entladung atmosphärischer Elektrizität unter der Beeinflussung
der Wasserläufe, hier den nächstliegenden Angriffspunkt
bietet. Bekanntlich schlägt der Blitz vorzugsweise
in Grundwasserströmungen, in Erzadern und dergl. ein,
und vielfach haben Rutengänger mittelst der Wünschelrute
Blitzschlagstellen nachweisen können, die kein äußeres
Merkmal mehr verriet.
Dr. med. Aigner in München glaubt in erster Linie
in der Radioaktivität den Weg zur Lösung des Rätsels,
oder wenigstens vorläufig eine gangbare Arbeitshypothese
*) „In Natur und Offenbarung*, 53. Band, 1907, Heft 5, S, 372.
**) Vergi. H. K. Metha, „Experiments with the Waterfinder
of Messr. Mansfield & Co. in the trap area of Western India.*
Bombay, Department of Agriculture Bulletin Nr. 38. 1910.
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