Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 283
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Reich: Mancherlei Inkorrektheit

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nicht groß, darum geschieht mehr Unfug, als Fug, und ist
die auf Selbstsucht und niedere Leidenschaften gegründete
Kultur ein Pandämonium, in welchem Glückseligkeit so
selten vorkommt, wie der Haifisch in der Ostsee.

Die Wesen jeder Gattung zerfallen in stärkere und
schwächere. Jene fühlen, wenn sie nicht gut und weise
sind, den Drang, den Schwächeren zu unterwerfen, physisch,
geistig und moralisch auszunutzen, und denselben zu ihrem
Sklaven zu machen. Solcher Drang wird unter dauernder
Herrschaft des rücksichtslosen Egoismus genährt und ge-
züchtet, unter Herrschaft von Erleuchtung und wahler
Religiosität vermindert, ausgelöscht; derselbe kennzeichnet
entartete Wildheit und Halbkultur, verkrüppelte Kultur.
In krankhaften Zivilisationen machen Elend und Üppigkeit
die Starken noch stärker auf Kosten der Schwachen, und
die Schwachen noch schwächer zum Vorteil der Starken.
Moralisches und physisches Faustrecht treten zutage und
verschlingen Freiheit ebenso wie Glückseligkeit, diese
obersten tebensbedingungen der bewußten Weesen. [

Kein Wesen hat absolute Freiheit; alle Freiheit ist
beziehungsweise, und zwar so, daß das ihrer teilhaftige Geschöpf
das Gefühl der Sichselbst-Angehörigkeit empfindet.
Dieses Letztere gehört zu den Voraussetzungen der Glück-
Seligkeit, auch ter Gesundheit, Moral undVeisheit, und
begründet Charakter, Festigkeit und Würde, ist Untergrund
aller liebenswerten Tugenden, und eines der mächtigsten
Förderungsmittel persönlicher und gesellschaftlicher Harmonie
. Das Gefühl, sich selbst anzugehören und keines
Mitwesens Sklave oder Leibeigener zu sein, kann unter
abnormen Verhältnissen des Sein«? und Nichttätigseins ausarten
und in Hochmut, Verachtung, Abscheu, Herrschgier
sich verwandeln und iiebensunwerten Untugenden Raum
gewähren. Sodann ist Glückseligkeit sowohl des Unterdrückers
, als des Unterdrückten, ausgeschlossen und der
moralische Wert des ganzen Lebens bis zum Gefrierpunkt
herabgedrückt.

Infolgedessen entfernen die Menschen sich immer weiter
von einander und ihre Meinungen werden immer mehr abweichend
; die Fähigkeit, gemeinsame Gesichtspunkte zu
finden, verkleinert sich, die Interessen der Weltlichkeit
werden schroffer, und niedere Leidenschaft vergrößert die
trennende Spalte Erdreichs. So gelangen Einzelwesen zu
Zank und Streit, Gemeinwesen zu Krieg und Aufruhr, und
die Entwicklung schreitet vor in Unnatur.

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