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286 Psychische Studien. XXXX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1913.)
schaumigen zu gestalten. Hier muß muß mit Nein geantwortet
werden; denn eine Weltanschauung aus falschen
Folgerungen gleicht Katzengold und erzeugt Verwirrung.
Der gewissenhafte vorsichtige Denker wird der gewöhnlichen
Meinung, daß überall Theorien gedreht werden müssen,
trotzen und dummer Streiche sich enthalten. Letztere wird
er den Einfältigen und Mittelmäßigen überlassen, zu deren
Handwerk Possen- und Quertreibereien gehören.
Tagestieuigkeiten, Notizen u. dergl.
In Sachen von Dr. Rudolf Steiner
erhielten wir (dat. München, 6. IV. 1913) zunächst die nachfolgende
Zuschrift:*) „S. g. H. Pr.! Es war mir recht erfreulich
, aus Seite 182 des Märzhefts entnehmen zu können,
daß der Eindruck, den Sie selbst von dem von Dr.
*) Wir wären den Anhängern, wie den Gegnern Steiner's
dankbar, wenn es mit obiger Auseinandersetzung sein Bewenden hätte,
zumal uns auch von einem anderen glühenden Verehrer dieses merkwürdigen
Mannes, Ferdinand Freiherrn von Paungarten
(früherem Mitarbeiter der „Psych. Studien") eine längere gedankenreiche
Zuschrift zugegangen ist, die wir aber damit erledigen zu
dürfen glauben, daß wir auf seine an anderer Stelle zu besprechende
Streitschrift: „Werdende Wissenschaft" (eine kritische Einführung
in esoterische Forschung, unparteiisch dargelegt, Leipzig, Altmann,
1.20 M.) verweisen. Der um das heißumstrittene Gebiet der „Theosophie
in ihren nunmehr getrennten beiden Hauptrichtungen — der
„östlichen" und der „westlichen" — jetzt tobende Streit kann ja
unmöglich in unserer Zeitschrift zum Austrag kommen. Verwahren
muß ich mich aber, nachdem ich in den beiden vorangehenden
Heften meinen persönlichen Standpunkt gewahrt habe, entschieden
gegen die Insinuation, als ob ich die mir seinerzeit durch unseren
hochgeschätzten Mitarbeiter Hofrat Prof. Max Seiling zugesandte
und von mir besprochene kleine Schrift: „Theosophie und Christentum
" nicht gelesen hätte. Ich habe sie nicht nur selbst mit Interesse
gelesen — freilich ohne darin eine Entkräftung der Gegenkritik
zu finden —, sondern sogar an einen unserer Hauptmitarbeiter,
Herrn A. Kniepf in Hamburg, der sich dafür lebhaft interessierte,
weitergegeben. Auch bat ich Herrn Deinhard, wie er sich
ohne Zweifel noch erinnern wird, aus Anlaß seines hiesigen
Besuchs ausdrücklich um gütige Besprechung der mir nicht
zugegangenen Hauptschriften Steiner's, was er aber, weil für
die „Psych. Studien* nicht recht geeignet, damals zu meinem
Bedauern ablehnte. Um alle die zahlreichen Schriften und nachstenographierten
Vortragszyklen Steiner's selbst zu lesen, fehlt mir,
in.
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