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292 Psychische Studien. XXXX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1913.)
Und dieser Mann soll sogar „Gott als Geist ganz und
gar geleugnet* und „Kant als den größten Materialisten
hingestellt haben*?
Sehr geehrter Herr Professor! Das sind alles Behauptungen
, die sieh aus Dr. Steiner's Worten nicht erhärten
lassen und nur dazu dienen können, das Ansehen eines von
Tausenden ernsten Zeitgenossen hochverehrten Mannes vor
der Öffentlichkeit herabzusetzen. Dagegen muß ich als
dankbarer Schüler des Angegriffenen Einspruch erheben,
und ich bin auch tiberzeugt, daß Sie loyal genug denken,
um von meinem Einspruch Notiz zu nehmen oder — was
mir noch lieber sein würde — das gegenwärtige Schreiben
in den „Psych. Studien* wörtlich zum Abdruck zu bringen.
Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst A. W. Sellin.46
# *
Endlich erhielten wir, dat. München, 8. IV. 13 (Zieb-
landstr, 4) von Herrn Hofiat Prof. a. IX Max Seil ing
eine Zuschrift, deren Hauptinhalt, soweit er Sachliches betrifft
, wir unseren Lesern gleichfalls nicht vorenthalten zu
dürfen glauben. Sie lautet: „G. H. Pr.! Der Umstand,
daß Sie aui das, was ich in Sachen der Steiner'sehen Theosophie
im Aug.-Heft vor. Jahres, sowie in meinem Schrift-
chen „Theosophie und Christentum« vorgebracht, keinen
A\ ert gelegt haben, hatte mich bestimmt, fernerhin zu
schweigen. Freilich hatte ich mir damals nicht träumen
lassen, daß im „führenden Organ" der okkultistischen Bewegung
in Deutschland ein so toller Blödsinn aufgetischt
werden könnte, wie ihn die Fußnote auf S. 28B des Aprilhefts
enthält: „Buddha-Christus-Robespierre (!) sollen nach
Steiner Inkarnationen derselben Seele sein." Dies und
anderes kann und darf man eben doch nicht ruhig hinnehmen
." |Es folgen nun persönliche Angriffe, die wir
wegen ihrer beleidigenden Form — „Gewissenlosigkeit",
„freche Verleumdung böswilliger Paniphletisten" usw. —
übergehen zu sollen glauben, weil wir sie dem entrüsteten
Eifer des hochzuschätzenden Herrn Einsenders für eine ihm
heilige Überzeugung zugute halten. — Ked.| „Nicht weniger
gewissenlos, wenn auch nicht ganz so toll sind die Behauptungen
, daß G. Bruno von Steiner (dei dem Geiste Bruno's
sein Hauptwerk gewidmet!) lächerlich befunden werde,
daß Kant der größte Materialist sei und daß Gott als Geist
ganz und gar geleugnet werde. Wo haben Sie das alles
gelesen? Solche Dinge müßten eben doch mit genauer
Quellenangabe gebracht werden, nicht als Echo eines un-
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