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294 Psychische Studien. XXXX Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1913.)
Sie nämlich auf den öffentlichen Vortrag aufmerksam
machen, den Dr. Rud. Steiner am Abend des 16. Febr. in
Ihrem Tübinger Rathaussaal halten wird. Was Hans Freimark
in seinen verschiedenen Broschüren über Dr. Steiner
vorbrachte, halte ich, da ich diesen Mann seit Jahren genau
kenne, für ganz irrtümliche Behauptungen. Im übrigen
hat sich Dr. Steiner mit seiner Theosophischen Gesellschaft
jetzt von der indischen Muttergesellschaft losgesagt. Mit
freundlichen Grüßen Ihr ehemaliger Mitarbeiter Ludwig
Deinh ard."
Wir hatten bei der ruhigen, stets korrekten Art und dem
wohl auch unseren Lesern bekannten vornehmen Charakter
des Herrn Deinhard, sowie auch seines Meisters, Dr. Hübbe-
Schleiden, damals nicht den geringsten Anlaß, die Richtigkeit
seiner Darstellung des Sachverhalts zu bezweifeln. Wenn nun
dies von der Gegenseite durch Herrn Seiling bestritten
wird, so haben wir diese Tatsache, wie es vor Gericht geschieht
, lediglich zu konstatieren; uns näher in die seit
Jahren bestehenden, recht widerlichen Streitereien innerhalb
der Theosophischen Gesellschaft, die auf ihren schönen
Grundsatz friedfertiger Duldung jeder ehrlichen Überzeugung
nicht das beste Licht werfen, einzumengen, fühlen
wir uns durchaus nicht veranlaßt und lehnen daher die uns
zugedachte Zusendung weiteren Materials, das für unsere
Leser keinerlei Interesse haben dürite, hiermit dankend ab.
Es kann überhaupt einem vielbeschäftigten (überdies schwer
nervem eidenden) Redakteur unmöglich zugemutet werden,
alle Schriften pro et contra selbstzu lesen. Wozu hätten wir denn
bewährte Mitarbeiter und erprobte Berichterstatter ? Um sich
ein Urteil über den Wert oder Unwert irgend einer geistigen
Bewegung — sagen wir z. B. über die vielgenannte »Christian
science* — zu bilden, genügt übrigens für den wissenschaftlich
gebildeten Kenner schon eine Stichprobe aus
einer Rede oder sonstigen Publikation ihrer Vertreter.
,,Ex uugue leonem* und „An ihren Früchten sollt ihr sie
erkennen,* heißt es da. — Auch mit meiner Fußnote im
Aprilheft, S. 236, die zu meinem aufrichtigen Bedauern bei
den Anhängern Steiner's so viel böses Blut,machte, hatte
ich entfernt nicht an eine böswillige Absicht gedacht,
sondern lediglich berichtet, was ich teils selbst gelesen,
teils einem Protest entnommen hatte, der mir auf meinen
Bericht über den Steineichen Vortrag von Seiten eines
unserer ältesten und zuverlässigsten Mitarbeiter zugegangen
war, von dem ich aus vieljähriger Erfahrung weiß, daß er
nicht nur einer der gründlichsten Kenner des ganzen
okkultistischen Gebiets ist, sondern auch daß es ihm stets
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