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308 Psychische Studien. XXXX. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1913.)
sitzende G. Louvrier, Berlin - Charlottenburg, Kaiserdamm
17.
i) Ein Spiritistentempel in Newyork. In der
vornehmsten Gegend von Newyork, am „Centrai-Park West"
wird, wie nns berichtet wird, demnächst ein Spiritistentempel
errichtet. Die Baukosten sollen eine Million Mark
betragen und sind bereits zum größten Teil garantiert. Die
Newyorker Spiritistengemeinde umfaßt 12000 „Gläubige*.
An der Spitze steht Dr. ßichard Schleusner, der sich
.Reverend" titulieren läßt und die sonderbaren Andachtsübungen
und Geisterbeschwörungen in dem alten Tempel
in der 27. Straße, wo sich bisher die Mitglieder der Gemeinde
zu ihrem löblichen Tun zu versammeln pflegten,
leitet. Wie Dr. Schleusner einigen neugieügen Vertretern
der Newyorker Presse mitteilte, wird der Tempel eine Art
psvcfc isches Laboratorium enthalten, in dem die Geister längst
Verstorbener beschworen und photographiert werlen
sollen. Der Baum soll ganz schwarz ausgeschlagen sein und
die modernsten elektrischen Apparate für farbige Beleuchtungseffekte
enthalten. Auch die Kamera zur Aufnahme der
Geisterbilder soll elektrisch manipuliert werden Durch
Anwendung dieser technischen Hilfsmittel hofft Dr. Schleusner
„den Abgrund zu überbrücken, der noch immer den Spiritismus
von den exakten Wissenschaften scheidet/ Es ist
jedenfalls nicht uninteressant, daß der Spiritistentempel im
vornehmsten Viertel Newyorks erstehen wird. Die An-
wohc er der ?,Fifth Avenue" pflegen nämlich infolge Ermanglung
einer bodenständigen Kultur mystischen Einflüssen
besonders zugänglich zu sein. So rekrutieren sich ja auch
die Anhänger dpr „Christian Scienee-Lehre% die heute in
Amerika schon nach Hunderttausenden zählen, zumeist aus
den Kreisen der Wohlhabenheit und des Überflusses. [So
die „Württemberger Zeitung", Stuttgart 5. April er. In
Amerika wird, dem Yankeegeschmack entsprechend, eben
alles als „kolossal* und „sensationellg ausposaunt und, wrer am
lautesten schreit und am meisten verspricht, der findet dort
die meisten Anhänger,.
k) Eine merkwürdige Vision. Trotz unserer
Warnung vor den gegenwärtig gleichsam in der Luft
schwebenden politischeHropheze^ufgen (vgl. Dez-Heft v. J,
S. 762 und Jan.-Heft er., S. 50) erhalten wir, dat. Stuttgart,
15. IV. 13, die nachfolgende Zuschrift, die wir unseren Lesern
vorlegen, um dem späteren Vorwurf zu entgehen, die rechtzeitige
Kontrollierung einer angeblich bewährten Sehergabe
nicht ermöglicht zu haben. Der greise Homöopath und
eifrige Bekämpf er ärztlicher Mißbräuche Herr August
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