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Literaturbericht.
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Labyrinth der heutzutage gleich Pilzen emporschießenden „Aufklärungsschriften
* sein. Der Verf. hat sich jahrzehntelang mit
philosophischen, theosophischen und okkultistischen Studien beschäftigt
und auch die Steiner'sehe Bewegung schon seit einer
Reihe von Jahren aufmerksam verfolgt; er weiß also nicht nur von
der Bühne der theosophischen Bewegung zu erzählen, sondern er
kann auch mit gutem Gewissen von dem Getriebe hinter den
Kulissen berichten Auch jenen, welche dem theosophischen Lager
bisher fernstanden, ja die vielleicht von all den Kämpfen und
Intriguen überhaupt noch nichts erfuhren, wird diese Schrift ein
sicherer Führer sein, der sie befähigt, Spreu von Weizen zu trennen.
Dr. —r.
Offener Brief an Herrn Dr. Hübbe-Schleiden als Erwiderung auf seine
„ Botschaft des Friedens*. Von E. (Enimy) v Gumppenberg.
31 S. Leipzig, Max Altmann, 1913. Preis 50 Pf.
Di eses Schriftchen ist eine Erwiderung auf die im gleichen
Verlag zu demselben Preis erschienene Auseinandersetzung unseres
hochverehrten Mitarbeiters als Vertreters der „östlichen Theosophie*
(Adyarsystem) mit der von Rud. Steiner vertretenen westlichen*
Theosophie oder der „Deutsch-christlichen Schule*, die den Christum
als eine „kosmische Wesenheit* erkennt und dabei die Anerkennung
des irdisch - lebenden Christus betont, in welchem sich aber der
ganze Kosmos aussprechen soll. Die Verfasserin will verschiedene
irrige Auffassungen in Hübbe-Schleiden^ Vortrag berichtigen und
betont, daß der Meister der „Antbroposophischen Gesellschaft*
(über die wir im Märzheft er., S. 182 bereits berichtet haben) nicht
nur kein blindes Vertrauen auf seine Offenbarungen verlange,
sondern unzähligemaie aufs klarste seine Zuhörer aufgefordert habe,
ihren eigenen Verstand, ihre Logik so scharf wie möglich zu betätigen
, um seine Darbietungen zu prüfen und die Dinge, nicht
seine Person, zu sich reden zu lassen. Auch der Präsidentin
der „Theosophischen Gesellschaft*, Mrs. Besant, wird Verdrehung
von Tatsachen im „Theophist* vorgeworfen, indem Steiner Aussager
in den Mund gelegt worden sein sollen, deren gerades Gegenteil
von ihm aufgestellt worden sei. So bat also das für lie alte rTheo-
sophisebe Gesellschaft* besonders kritische Jahr 1912 zwei entgegengesetzte
Eichtungen gezeitigt, welche die theosophischen
Kernfragen in verbchiedenem Liebte betrachten. Auf die Einzel*
heiten des Streites (Ausschluß von Dr. Vollrath usw.) näher einzugehen
, hätte für die Leser dieser Zeitschrift kein weiteres Interesse
. Die Bezeichnung .»Theosophie* (im Sinne der „Gottesweisheit*)
hat nacb der Verfasserin nur dann eine Bedeutung, wenn zugegeben
wird, daß die göttliche Weisheit erkennbar ist und der Theosoph
ein solcher Mensch ist, der sie erlangen kann, wenn er die Bedingungen
dazu erfüllt. „Wenn uns, sagt sie, von einem Forscher
auf geistigem Gebiet Dinge gekündigt werden, die wir nicht nur
als logisch unanfechtbar anerkennen müssen, sondern die uns eine
solche Größe, eine solche Weltenweisheit offenbaren, daß wir in die
Tiefen göttlicher Schönheit einzublicken vermögen, so sind diese
Dinge Weisheitsgüter zu nennen und es besteht nicht nur das
Kecht, sondern die Pflicht, solche Güter zu schützen.* Während
aber Dr. Hubbe-Sehleiden diese Enthüllungen offenbar erst von dem
gehofften Wellheiland des 20 ten Jahrhunderts erwartet, glaubt sie
die begeisterte Anhängerin Steiner's schon in ihrem Meister gefunden
zu haben. Fritz Frei mar.
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