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316 Psychische Studien. XL. Jahrg. 6. Heft. 'Juni 1913.)
besserten Vorrichtung führte nun Dr. Jaeobsen eine lange
Keihe von Versuchen aus. Sie bestätigten durchgehend den
genannten Einfluß der Wärme und gaben die gleichen Erscheinungen
, wie der Finger einer normalen Menschenhand.
Interessant ist die Tatsache, daß wenn man statt des Höhrchens
mit warmem Wasser ein solches mit kaltem Wasser
(Eiswasser) auf die Platte stellte, die Berührungsstelle (im
Negativ) hell erschien und helle Strahlen von diesem Punkte
ausgingen.
Als der Entwickler durch das \\ as^er ersetzt und nachträglich
entwickelt wurde, waren die Resultate verschieden
je nach der Platte, eine lang aufbewahrte Platte von Schering
gab an den Berührungsstellen helle Flecke, eine Westen-
dorp'sche Platte dagegen dunkle; der Grund dieser Erscheinung
ist noch nicht aufgeklärt.
Dr. Jaeobsen sagt sehr richtig: „Wenn es noch gelingen
.sollte, das vermeintliche Odlicht auf diesem Wege sichtbar
zu machen, so müßten stets Wärmewirkungen ausgeschlossen
werden; bis dahin sind die Effluviographien
nicht das, wofür sie gehalten werden sollen...*
Es muß hier beigefügt werden, daß I)r. Jaeobsen durchaus
kein eigensinniger Skeptiker ist, wohl aber ein Gelehrter,
weicher die streng wissenschaftliche Methode hoch hält.
Hiermit hat er sehr recht. Das wissenschaftliche Experiment
ist auch für den Okkultismus die „conditio sine qua nontt —;
wenn dies nicht der Fall ist, verirrt er sich in die uferlosen
Meere der Phantasie. Da Luys und David an ^alle unabhängigen
Geister appelierten*), die danach streben, über die
breitgetretenen Pfade der offiziellen Wissenschaft hinaus
vorwärts zu schreiten," so erklärte Dr. Jaeobsen treffend:
nNun, darauf ist ?n antworten, daß man, wie sich auch
hier wieder zeigt, auf diesen Pfaden immer noch am sichersten
sich der Wahrheit nähert. Der wissenschaftlichen Methode
ist fürwahr kein Vorwurf zu machen, höchstens dem Indifferentismus
, der Irrtümer uirvviderlegt läßt und, ohne
zu prüfen, Tatsachen, welche dazu angetan sind, Köpfe in
verwirren, als nicht vorhanden betrachtet, statt sie richtig
7\\ stellen. Das ist heute mehr als je erforderlich/
Mit dem von Luys vorgeschlagenen Problem hat sieh
auch Prof. Dr. Graetz (Universität Müuehen), ein Gelehrter
von Ruf, beschäftigt **) Er kommt zu denselben Schlüssen,
*) „Uebersiiial. Welt,14 1897, ö. 281 und 830,
**) Nachstehende Ausführungen sind einem Aufsätze des Prof.
Dr. Graetz in der „Münchener medizinischen Wochenschau" 1898,
1053: „lieber die angeblichen Handstrahlen" entnommen.
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