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352 Psychische Studien. XL. Jahrg. 6. Heft. (Juni 1913.)
wurden (Dr. W. Wolf, J. Koenig-Berlin, „Pumpen- und
Brunnenbau", Prof. L. Weber-Kiel, „Das Wasser" u. a.).
Auf der anderen Seite haben sieh aber auch schon
namhafte Geologen und Fachgelehrte — (Prof. Heini-
Zürich, Prof. Koernes - Prag, Prof. Haas - Kiel) — zu
gunsten der Wünschelrute ausgesprochen, und namentlich
hat Dr. med. Aign er-München, der die Leistungen der
Rutengänger nicht nur äußerst kritisch, sondern auch sehr
unparteiisch prüfte, konklusiv gezeigt, daß es als erwiesene
Tatsache zu erachten ist, daß nicht bloß Wa s s e r, sondern
auch verschiedene andere Objekte die Rute beeinflussen
.
Bei seinen Untersuchungen und beim Vergleiche
zwischen Geologen und Wünschelrute kommt der verehrliche
Verfasser des obengenannten Artikels zur Ansicht,
daß zwar in beiden Fällen neben Erfolgen auch Mißerfolge
zu verzeichnen seien, daß aber doch dem Geologen schon
deshalb der Vorzug gebühre, weil er das Vorhandensein
von Wasser auf Grund seiner Kenntnisse anzeigt und seine
Mißerfolge lediglich auf „mangelhafte Sorgfalt oder Unvorsichtigkeit
" zurückzuführen seien, während der Rutengänger
„zu falschen Resultaten kommt, weil seine Angaben
von Vorstellungen über die Grundwasserverteilung im
Boden ausgehen, die mit unseren gesicherten Kenntnissen
im schroffsten Widerspruch stehen". Denn es handle sich
beim Rutengänger „nicht um eine geheimnisvolle
Kraft, sondern um Selbsttäuschung und unbewußte
ideomotrische Bewegungen", so daß „die Wünschelrute
die teuerste und unzuverlässigste Methode des Wasserfindens
allen anderen gegenüber zu nennen sei". Diese
Argumente sind aber sofort ad absurdum zu führen, wenn
wir bedenken, daß tatsächlich beim Aufsuchen von Rohrbrüchen
, in Leitungssträngen von 100 m Länge und mehr,
wiederholt der Bruch bis auf w enige Dezimeter mit Sicherheit
gefunden wurde auf Grund und Boden, auf welchem
der Rutengänger weder durch richtige, noch durch falsche
Vorstellungen zu „ideomotorisehen" Bewegungen veranlaßt
werden konnte und wo auch deir gelehrtesten
Physiker oder Geologen seine gesichertsten Kenntnisse
nichts nützen könnten.
Zum Schluß bedauert der Autor, daß obschon die
meisten Vertreter der exakten Naturwissenschaften es ablehnen
, sich noch länger mit dem Problem zu befassen —
jetzt wieder laut weitere genaue und vorurteilslose Versuche
gefordert werden, die bereits so und so oft mit negativem
Erfolg ausgeführt seien, und wundert sieh darüber,
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