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Blum: Die Wünschelrutenfrage.
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daß sich »sogar ein »Verband zur Klärung der
Wünsehelrutenfrage" gebildet habe.
Nun ist aber aus den Ausführungen des verehrliehen
Verfassers — bei aller schuldigen Hoehschätzung seiner
hervorragenden geologischen Kenntnisse — ersichtlich, daß
er nicht bloß sich nur ganz oberflächlich mit dem Thema,
das er behandelt, vertraut gemacht hat, sondern er verkennt
auch vollständig das Problem und trifft infolgedessen
gar nicht den Kern der Frage. Denn — wie auch in den
bis jetzt erschienenen Heften des „Verbandes z. Kl. d.
W." ausdrücklich und wiederholt hervorgehoben wird —
die praktische Bedeutung der Versuche spielt zunächst gar
* keine Rolle; es handelt sich vor allen Dingen um ein
wissenschaftliches Problem und um die Aufgabe
, durch systematische Forschung und einwandfreie Statistik
eine Erklärung für die Erscheinung zu finden,
den dabei isolierten Kräften auf die Spur zu kommen und
die denselben zugrunde liegenden Gesetze festzustellen, um
dadurch „alle Unklarheit und Mystik aus der Wünschelrutenfrage
zu beseitigen". Die Frage, ob die Rute
schlägt oder nicht, soll entschieden werden; in
welcher Weise sie entschieden wird und ob die Ergebnisse
sich finanziell mehr oder weniger wertvoll gestalten,
ist zunächst von untergeordnetem Interesse.
Die Wünschelrute soll nicht als Konkurrent des Geologen
oder Sachverständigen betrachtet oder hingestellt
werden, man soll aber auch keinen Wasserbedürftigen von
Versuchen mit dem Rutengänger abhalten; dort, fwo mit
den Mitteln bewährter wissenschaftlicher Erkenntnis nicht
auszukommen ist* — indem es „den Wasserbedürftigen
gleichgültig ist, ob sie auf „wissenschaftlichem Wege oder
mittels der Wünschelrute Wasser bekommen, wenn sie
es nur bekommen." Deshalb ist die Untersuchung
des Problems berechtigt und erwünscht. Daß wir aber bei
der außerordentlichen Kompliziertheit desselben mit keinen
geringen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ist ohne
w eiteres klar, sonst würde dasselbe ja sicherlich nicht schon
m> lange einer Lösung harren. Dafür, „daß" die Rute
schlägt, haben wir ja bereits einwandfreies Tatsachenmaterial
alter und neuer Zeit zur Genüge, aber die dabei in
Frage kommenden Kräfte, Strahlungen oder Emanationen
haben wir noch nicht erkannt. Ebenso geht
aiH dem Umstand, daß „die geheimnisvolleKraft
bei denselben Personen nicht immer in
gleicher Weise wirkt" und daß wir dabei —
scheinbar — „auf schwer erklärliche Wider-
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