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864 Psychische (Studien. XL. Jahrg. (». Heft. (Juni 1913.*
hält der Verfasser an dem Postulat einer Art „Elektro-
oder Radioaktivität" lest, welche veranlassen soll, daß das
Pendel beim Mann anders schwingt als bei der Frau. Der
Beweis, daß diese Zusatzforderung zur Erklärung völlig
überflüssig ist, läßt sich leicht erbringen: Die Versuchs-
Vorschrift sagt, das Pendel schwinge, von einem Manne gehalten
, in der Richtung des Löffels — vol einer Frau gehalten
, quer zum Löffel. Das tut es aber nur, wenn die
den Versuch unternehmende Person vorher weiß, wie es
schwingen soll. Läßt man den Versuch von einer Zahl
Personen beiderlei Geschlechtes machen, ohne ihnen zu
sagen, worum es sich handelt, so gerät da& Pendel zwar
auch in Schwingungen, doch in allen möglichen Richtungen,
bei denen allerdings ohne Rücksicht auf das Geschlecht die
Schwingungen in der Richtung des Löffels vorherrschen, —
weil jeder unwillkürlich seine Gedanken auf die Richtung
de.- Löffels fixiert. Oder man lasse in einer Gesellschaft
den Versuch machen und sage voraus, daß das Pendel bei
Frauen in der Richtung des Löffels, bei Männern dagegen
quer dazu schwinge, und das Experiment wird ebenso gut
gelingen, wie mit der umgekehrten Voraussage. Man sieht,
daß männliche und weibliche Seelen auf diese Weise nicht
zu „erforschen* sind. Es bleibt zur Erklärung üic* „Seelenpendels
* also zunächst nur das Vorhandensein jener unmerklichen
und unbewußten Muskelbewegungen übrig, auf
die in einer weiteren Zuschrift an die „M. N. X.Ä hingewiesen
ist, in der zum Vergleich auch auf einige andere Beispiele
ähnlicher Art aufmerksam gemacht wurde. Um diese Auffassung
zu stützen und vielleicht ein wenig zu erweitern,
können wir die Versuche noch etwas verändern. Man
zeichne auf den Tisch unter das Pendel einen Kreis und
richte seine Gedanken auf diese Figur — das Pendel wird
nach kurzer Zeit kreisförmige Bahnen schwingen. Man
zeichne statt des Kreises ein Kreuz und fixiere irgend
einen Balken des Kreuzes, — das Pendel wird in der
Richtung des fixierten Balkens schwingen. Man wechsele
nach einiger Zeit den fixierten Kreuzbalken, oder beim
Kreis denke man, das Pendel solle den K*eis in entgegengesetzter
Richtung umlaufen, — alsbald werden die Pendelschwingungen
in der alten Richtung kleiner und kleiner
und nach einiger Zeit ist die neue Richtung aufgenommen.
Ja, man kann noch weiter gehen: man zeichne auf den
Tisch einen Kreis und in den Kreis ein Kreuz und gebe
einer zweiten Person das Pendel mit dem Bemerken, eine
dieser Figuren ausschließlich in Gedanken zu behalten: —
man wird aus den Pendelschwingungen fast unfehlbar
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