Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 371
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Literaturbericht.

371

und Wert verliert, wenn der Mensch sich nicht an einer überlegenen
Macht in die Höhe heben und mit ihrer Hilfe mehr aus sich
machen kann, als das bloße Dasein ihn zeigt". Der Versuch eines
Aufbaus führt uns zum Grundcbarakter des geistigen Lebens. Er
weist uns hin auf das Erscheinen eines neuen Lebens beim
Menschen: auf sein Geistesleben. In ihm schafft er sich Welten,
die ihn erfüllen, aus denen heraus er sein Leben nach eigenem
Willen gestalten kann. Mensch und All stehen in innigster
Wechselbeziehung. Alle Eindrücke bereichern das Geistesleben
und entfalten den Menschen immer reicher und schöner. Daraus
entwickelt sich eine neue Auffassung von der Aufgabe und Größe
des Lebens: „sie fordert eine große Entscheidung, sie verwandelt
sich in eine fortlaufende Tat/ Mitwirken an der Entfaltung des
Lebens, die Welt nach seinem Geiste umzuschaffen, in sieh selbst
die ganze Schönheit der Welt aufzunehmen, das ist Lebensaufgabe
des Menschen. „Der Mensch muß in seinem Leben über alle
einzelnen Seiten upd Seelenvermögen hinaus zu einer Tiefe dringen,
wo das Leben sich vom bloßen Punkte ablöst und zu einem ßeisich-
selbstsein gestaltet;" alle Widerstände muß er zu überwinden
suchen, sein Geistesleben und sein menschliches Dasein zur
höchsten Vollendung reifen lassen, sich völlig ausleben mit allen
seinen geistigen Anlagen aufwärtsstrebender Kichtung. Die Un-
fertigkeit und scheinbare Unsicherheit des Geisteslebens ist nicht
zu verneinen. Es ist ein Entwickelungsprodukt der Natur und bedarf
der Weiterentwiekeicng. Daher werden wir auch so oft irre
an uns, und viele fallen Instinkten zum Opfer, die wir von Urzeiten
her ererbten, aber bändigen und überwinden sollen. „Wem das
Geistesleben innerlich fremd bleibt und wer es daher nur von außen
betrachtet, der wird unvermeidlich in ihm nur Wechsel und
Wandel, nur Widerspruch und Streit gewahren, der mag es nur für
ein flüchtiges Schattengebilde erachten. Wer aber selbst in die Bewegung
eintritt, der wird alsbald die gewaltige Tatsächlichkeit und
die^ überlegene Macht erfahren, weiche in ihr wirkt; der wird erkennen
, daß auch innerhalb des Strebens und Suchens ein volltätiges
Schaffen am Werke ist, sowie daß geistige Festigkeit sich
nicht von außen her geben, sondern nur von innen her durch
Selbstbefestigung erringen läßt/ Die Ohnmacht des Geisteslebens
im All ist nur scheinbar. Was hat unsere Kultur nicht alles erreicht
mit ihrer Technik, dieser Weiterentwickelung unserer begrenzten
Körperlichkeit! Das Fernrohr eröffnete uns die Wunderwelt
des Weltalls, der Kleinseher die des Winzigkleinen. Und
immer neue Welten yon Naturkräften erschließen wir uns mit
unserer Geisteskraft. Die Geschichte der Technik ist ein Hohelied
auf den Menschengeist! Auch dem Heiligsten der Menschenseele
trat der Mensch ganz anders gegenüber als früher. Er erschloß sich
die Religion als Psychologie und lernte sie an ihren Quellen kennen.
Nicht mehr im blindgläubigen Nachbeten sogenannter Offenbarungen
verstehen wir religiöses Leben, sondern in sich selbst die
Urkrälte des Seelenlebens entfalten zu lassen, in sich selbst die
Religion n e u zu erleben als höchste menschliche Erkenntnis, das
ist uns heute Religion. „Wenn alle Religion ihr Wesen darin hat,
Mensvh und Gottheit in ein direktes Verhältnis zu bringen, so wird
sie um so höher stehen, je mehr sie dies Verhältnis ins Innere und
Ganze wendet; je mehr sie das Göttliche den Menschen nicht nur
mit einzelnen Wirkungeu berühren, sondern ihm das eigene Leben
mitteilen, ihn in innerster Tiefe der Seele an der Göttlichkeit teilnehmen
läßt." „Wir alle sind königlichen Geblüts, aber wir sind


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