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374 Psychische Studien. XL. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1913.)
Mr. Darget erklärte ferner, gefunden zu haben, daß
die auf der Platte erscheinenden Bilder materielle Offenbarungen
des psychischen Lebens des Experimentierenden
darstellen. Heftige Gemütsbewegungen z. B. ergaben violette
Färbungen der Platte und seltsam wirre Strahlungen. Auch
Gegenstände, an die Darget intensiv dachte, zeigte die
Platte deutlich abgebildet. Das wäre also die lang gesuchte
Gedankenphotographie! Der Forscher glaubt, daß
die Seele das ihr vorschwebende Bild förmlich materialisiert
und dieses materialisierte Bild der Platte einprägt.
Die Hypothesen Darget's haben ernsten Widerspruch
gefunden. So erklärt Hof rat Dr. Maria Ed er, Professor
an der technischen Hochschule in Wien, eine der ersten
Autoritäten der photographischen Wissenschaft, u. a. *) daß
„er konstatiere, daß die Anhänger der transzendentalen
Photographie es mit ihren Versuchen sehr ernst und ehrlich
meinen. Wenn man aber das Wort dazu ergreifen soll, so
muß nach dem derzeitigen Stande der Angelegenheit Folgendes
mitgeteilt werden:
Die photographische Platte ist nicht nur für Licht,
sondern auch für verschiedene Reize aller Art empfänglich:
für dunkle elektrische Entladungen, für Röntgenstrahlen,
ferner gegen Druck, dann für viele Dämpfe, namentlich
unedle Metalle, z. B. frisches blankes Zink, weiter Holz
— namentlich Nadelholz —, Papier, Harze usw. In den
meisten Fällen ist dies auf die sekundäre Bildung von
Wasserstoffsuperoxyd zurückzuführen, das in vieltausendfacher
Verdünnung noch einen entwicklungsfähigen Eindruck
auf die photographische Platte, bei Ausschluß von
Licht, gibt. Berühren der Platte mit etwas schweißenden
Fingern macht auf die Bromsilberschicht ebenfalls einen
entwicklungsfähigen Eindruck. Dies ist vor allem festgestellt
......*
Hof rat Dr.Eder schließt: „......Wir unserseits müssen
aus den angeführten Gründen an der bisher in wissenschaftlich
-photographischen Kreisen gegebenen Erklärung festhalten
, daß Bromsilbergelatine nicht nur^ durch die verschiedenen
Formen der strahlenden Energie, sondern auch
die chemischen Agentien, Ausdünstungen und Dämpfe aus
der organischen und anorganischen Chemie unter wechselnder
Beeinflussung durch Wärme eine Art photographischer Eindrücke
gibt, die beim Entwicklungsprozeß hervorgerufen
werden können und mit speziellen transzendentalen Kräften
nichts zu tun haben."
*) Loc. cit., S. 21 f£.
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