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378 Psychische Studien. XL. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1913.)
stellen, würden letztere ebenfalls mit Sehleier bedecken
und für den Verkauf unbrauchbar machen." Fontenay
schrieb sogar an das Haus Lumifere, das die bekannten
hochempfindlichen Platten herstellt. Die Antwort der Fabrik
lautete: „Wir haben niemals bei den Tausenden von Platten,
welche wir entwickelt haben, eine Wirkung auf die Schicht
beobachtet, welche man der menschlichen Radioaktivität zuschreiben
müßte. Alle Eindrücke, denen w;r begegnet sind,
mußten auf Rechnung ganz bestimmter Ursachen gesetzt
werden: es waren Kratzer, Merkmale der Fmger, Lampenschleier
usw.*
Dieses Argument Fontenay's ist aber nach keiner Weise
in's Gewicht fallend, denn weder der Photograph, noch der
Fabrikarbeiter wird die Platte so lange Zeit in den Händen
halten, ab es zur Erzeugung von menschlichen Strahlenwirkungen
für notwendig erklärt wird (also 15—20—30 Min.)
Wie gesagt, die Möglichkeit, durch menschliche Strahlungen
in seltenen Fällen die Platte zu beeinflussen, besteht.
Von hier aber bis zur Erzielung von Abbildungen gedachter
Gegenstände d.h. bis zur eigentlichen Gedankenphoto-
graphie ist noch ein weiter Schritt. Es ist mir dieses Experiment
nie gelungen und ich habe auch bis heute nicht
gehört, daß es außer dem Major Darget und den von ihm
genannten Personen jemand gelungen wäre, ausgenommen
einem so seltenen Medium wie Mlle. Tomczyk*) Vielleicht
sind unsere Platten nicht empfindlich genug. Wahrscheinlicher
aber ist, daß, wenn der Vorgang der Gedanken-
photographie wirklich möglich ist, den meisten Menschen
die nötige Konzentration fehlt, und daß diese Konzentration
überhaupt nur in den medialen Zuständen (wenn also das
normale Bewußtsein ausgeschaltet ist) eintritt. Mr. Darget
selbst ist sicher medial und Mme. Darget, welche das bekannte
Adlerbild auf der Platte erzielte, erreichte dies, wie
Mr. Darget berichtet, während des Schlafes.
Auch Dr. O c h o r o w i c z ist der Ansicht, daß die unbewußte
Vorstellung, bezw. die „obsessio* in engerer Beziehung mit
dem noch unbekannten Mechanismus der photographischen
Ideoplastik zu stehen scheint, als die bewußte und freiwillige
Vorstellung.*) Das Studium der Ausführungen des genannten
Gelehrten kann nicht dringend genug empfohlen werden,
denn es führt zur klaren Erkenntnis der ungeheueren
Schwierigkeiten, welche das Problem der transzenden-
*) S. „Übersinnl. Welt/ März 1913, Seite III ff.: „Die fluidischen
Hände und die Photographie des Gedankens" von Dr. Julian
Ochorowicz.
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