Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 389
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Stekel: Der tiefe Brunnen. 889

Daß ihr die Krähe die Brust mit spitzem Schnabel

durchbohrte,
Sagt, der Gebieterin Herz regte die Kupplerin
auf.

Daß von dem Stiere die Kuh nach langem Zaudern

sich trennte,
Heißt, in dem ledigen Bett wirst du verlassen

dich sehn,

Vo rn an derBrust der Fleck, der bläulichschwarze,

bedeutet,

Daß ihr der Buhlerei Makel beflecket die Brust."
Also der Deuter; mir wich das Blut aus dem eisigen Antlitz,
Und von finsterer Nacht wurden die Augen bedeckt."

Wir haben da ein artiges Beispiel einer auch in unserem
Sinne gelungenen Traumdeutung, welche eine vollkommene
Kenntnis einzelner Symbole verrät. Die Reinheit der Geliebten
wird durch ihre schneeweiße Farbe wunderbar ausgedrückt
. Der schwarze Fleck ist ebenfalls ein kräftiges,
nicht mißzuverstehendes Bild. Der Traum enthält noch
eine sehr charakteristische Natursehilderung, die selten in
Dichterträumen fehlt. Wir werden dies Thema später ausführlich
behandeln.

Dieser Traum Ovid's iet eigentlich ein Wahrtraum. Er
ist ein Angsttraum, in dem der Dichter seine Zukunft so
sieht, wie er sie kommen ahnt. Wir verdanken Freud
die große Entdeckung, daß die Träume Wunscherfüllun-
gen sind. In diesem Traume kann auch ein leiser Wunsch,
von der Gattin befreit zu sein, mitspielen. Aber neben
dem Wunsch spielt in dem Traum die Angst als
unterdrückter Wunsch und die Warnung eine große
Rolle.

Johann Peter Uz (1720—96) singt:

„Ein jeder gleichet seinen Träumen:

Im Traume zecht Anakreon;

Ein Dichter jauchzt bei seinen Reimen

Und flattert um den Helikon.

Für euch, Monaden, ficht mit Schlüssen

Ein Liebling der Ontologie;

Und allen Mädchen träumt von Küssen:

Denn was ist wichtiger für sie ?Ä

(Mitgeteilt im „Zentralblatt i P.-A." von W. v. A.)

Nun zeigt die Erfahrung, daß Uz nicht immer Recht
hat. Es gibt Dichter, die sehr nüchtern träumen, und
trockene Gesellen, die wunderbar phantastische Träume produzieren
. Wollte man aus den Träumen auf das
dichterische Talent S chlüsse ziehen, man
würde sich gewaltig irren. Sicherlich verrät uns
der Traum die starke poetische Anlage, die alle Menschen
auszeichnet. Mancher Philister ist ein g e-

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