Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 405
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Friedrichsort: Weg und Ziel.

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einer Maschine sitzt oder als Blut die Schläfe eines Denkers
durchbraust; für Euch ist es das Gleiche, eine Arbeitsleistung,
wenn jemand auf seinem Spaziergange mit dem Spazierstock
die Disteln am Wege köpft, oder wenn er in seinem Zimmer
sitzt und bei trübem Lampenschein nach der Lösung einer
mathematischen Aufgabe sucht, und ob diese Lösung nachher
Tausenden Brot und Arbeit schafft oder nur seiner Eitelkeit
schmeicheln soll, ist Euch auch gleichgültig! Wir sehen in
alle dem schwerwiegende Unterschiede!! — Wie könnten
wir Euch Antwort geben, wenn Ihr nicht einmal die Frage
richtig zu stellen wißt?* —

Und tritt nun die Frage an uns selbst heran: „Löse
mir ein Rätsel unseres Lebens!", — so müssen wir ablehnen
und erwidern: „Suche die Lösung selbst, die dir
als solche erscheint!14 Hier sind verschiedene Wege, wir
werden niemals den einen oder den anderen als falsch
erklären können, wir können nur sagen, was wir auf unserem
gefunden haben. — Aber indem ich hier „wir44 statt „ich*
sage, gehe ich schon zu weit; ich kann nur von meiner
Uberzeugung reden: daß ich mich zur Zeit aus eigener
Wahl ins irdische Dasein begeben habe, daß ich von Stufe
zu Stufe mich fortentwickelnd zur Menschengestalt gelangt
bin und daß mir noch viele Ideale des zu Erreichenden
vorschweben. Daß ich mich demütig und vertrauend vor
dem neige, der mir als Gott-Vater gegenübertritt. Weiß
ich mich in meinem Wesenskern auch eins mit ihm, — ich
habe mich in meiner Sonderexistenz differenziert von ihm,
hoffe aber auf eine Wiedervereinigung! — Heißt das nun
an „Gott glauben?44 Sicher nicht, dann fühlte ich doch
wohl einmal den Drang in mir, zum offiziellen Gottesdienst
zu gehen, — das ist aber nicht der Fall! Ich habe nur ein
einziges Mal so etwas wie religiöse Weihe in einer Kirche
empfunden und das war vor Jahren in einem einsamen
Tempel in Mexiko, inmitten einer Schaar indianischer Frauen
bei der Feier des Fronleichnamfestes. Hier hatte ich das
Gefühl der Gottesnähe! In unseren deutschen Kirchen habe
ich trotz aller gelegentlichen konsistorialrätlichen Würden
so etwas noch nie empfunden! —

Nun weiter! Frage 2: „Glaubst du an ein Fortleben
nach dem Tode?44 — Nein, das glaube ich nicht, das ist
mir eine so selbstverständliche Gewißheit, daß ich garnicht
verstehen kann, wie man überhaupt zu der Frage kommt! —
Von jedem materiellen Körper nimmt die Wissenschaft die
ITnVernichtbarkeit an, die Unvernichtbarkeit trotz alles
Wandels . der äußeren Form; es ist nur zu überlegen, ob
die seelische Existenz ein Produkt körperlicher Funktionen

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