Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 407
(PDF, 209 MB)
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Friedrichsort: Weg und Ziel.

407

Und ist dies eine irrtümliche Auffassung? Ich tröste mich
mit den schönen Worten, die Thomas a Kempis in der
„Nachfolge Christi* sagt:

„Und tret' ich einst nach dieses Lebens Tagen,

Hin vor des Weltenrichters Angesicht,

80 wird er streng nach meinen Taten fragen,

Nach meinem Glauben? — Nein! Das glaub' ich nicht!* —

Ich sagte das Wort: „ zeitlos % — das einiger Erläuterungen
bedarf. Wenn es etwas erfahrungsgemäß unzweifelhaft
Feststehendes gibt, so ist es doch die Tatsache der
Zeit und des Raumes, des vor- und nachher. Sicher! Wenn
ich auf der Peripherie des Kreises den ferner liegenden
Punkt B erreichen will, muß ich vorher den näher liegenden
Punkt A überschritten haben. Sobald ich aber von dieser
zweidimensionalen Figur des Kreises mich in die dritte
Dimension, etwa in die Spitze des Kegels, von dem der
Kreis die Basis bildet, versetze von der aus ich den ganzen
Kreis gleichzeitig in allen Punkten übersehe, dann ist die
Vorstellung des vor- und nachher verschwunden und alles
ist gleichzeitig.

Wenn man aber bei solchen Betrachtungen der Er-
kenntnis näher zu kommen glaubt, dann vergeJe man nicht,
was Schopenhauer in seinem Briefe an Frauenstädt (vom
21. VIII. 52) schreibt: „„Ding an sieh* — nur in seinem
Verhältnis zur Erscheinung — und diese nur Erscheinung
in ihrer Relation zum „Ding an sich*.
Außerdem ist sie ein Gehirnphänomen. Was aber das „Ding
an sieh* außerhalb jener Relation sei, habe ich nie gesagt,
weil ich's nicht weiß; in derselben aber ist's Wille zum
Leben. Daß dieser sich aufheben kann, habe ich nachgewiesen
, empirisch, und habe bloß gefolgert, daß mit dem
„Ding an sich* seine Erscheinung wegfallen muß. Verneinung
des Willens zum Lebens ist nicht die Vernichtung eines
Wesens, sondern bloßes Mchtwollen infolge eines Quietivs.—
Aber von den Antezedenzien der Bejahung oder den Konsequenzen
der Verneinung des Wällens habeich nichts gelehrt,
habe vielmehr am Schlüsse des 4. Buches gesagt, (faß für
uns die Aufhebung des Willens ein Ubergang ins Nichts
sei. Was nun das, was wir allein als Wille zum Leben und
Kern dieser Erscheinung kennen, außerdem sein möge, wenn
es nämlich dieses nicht mehr oder noch nicht ist, — ist ein
transzendentes Problem, d. h. ein solches, dessen Lösung die
Formen unseres Intellektes, welche bloße Funktionen eines
zam Dienste der individuellen Willenserscheinung bestimmten
Gehirnes sind, gar nie zu fassen und zu denken fähig sind,

27*


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