Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 409
(PDF, 209 MB)
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Hänig: Das Christusproblem des Okkultismus. 409

schauung, daß der Messias auf den Wolken des Himmels
kommen werde zum letzten Gerieht, das dem Gottesreiche
auf Erden vorausgehen sollte: eine auf die Spitze getriebene
Phantasie, wie sie nur in erregten Zeiten hatte entstehen
können. Man wird es daher von vornherein für unwahrscheinlich
halten, daß sich Jesu Denken in der ersten Zeit
seines Auftretens, die noch von ruhiger Wirksamkeit erfüllt
war, damit beschäftigt haben sollte. Das wird auch durch
etwas anderes völlig bestätigt: wenn Jesus, der Messias,
jetzt schon auf der Erde war, konnte er nicht auf den
Wolken des Himmels kommen, wenn er nicht vorher
von der Erde entrückt war. Es wird daher
anzunehmen sein, daß diese Anschauung bei ihm erst dann
auftrat, als er seinen Tod, den Zusammenstoß mit der
herrschenden Partei, als unvermeidlich voraussah, als es
ihm klar wurde, daß es ihm nicht bestimmt gewesen sei,
wie er geglaubt hatte, bei seinen Lebzeiten von Gott in
sein Reich eingesetzt zu werden. Und tatsächlich gibt uns
auch hier wieder die Uberlieferung recht: diese Vorstellung
taucht bei ihm erst kurz vor seinem Ende auf besonders
da, als er vor dem Hohenpriester steht und ihm
das gewaltige Paradoxon ins Gesicht schleudert: „Du sagst
es: ich bin der Messias, und von nun an werdet Ihr sehen
den Menschensohn, wie er kommt in den Wolken des
Himmels.Ä*)

Das ist freilich das Äußerste, und Jesus macht daher
vorher noch einen anderen Versuch, der ihm an an Kühnheit
allerdings beinahe gleichkommt; jene andere Auffassung
, welche die Gleichnisse beherrscht, war zu stark in
ihm, als daß er sie ohne weiteres aufgeben konnte. Er
will das Volk, ehe er seinem Schicksal entgegengeht, selbst
entscheiden lassen, ob es ihn als Messias in jenem Sinne
anerkannte; geschah das, so war damit auch das Reich
Gottes auf Erden erfüllt, das mit der Person des Messias
verknüpft war. So bricht er das Schweigen und zieht an
der Spitze seiner Jünger in Jerusalem ein, mit allen Eigenschaften
ausgestattet, welche die Phantasie der Propheten

*) Andi. (Wolken des Himmels): Man beachte, daß alle Evangelien
(Matth. 24, Mark. 13, Luk. 21, 5-36) die sogenannte kleine
Apokalypse, die, auch wenn sie nicht in allen Einzelheiten auf
Jesus zurückgeht, die Wiederkunftsgedanken in sozusagen konzentrierter
Form enthält, erst am Schlüsse seines Lebens bringen; auch
die übrigen Worte, die sich darauf beziehen (Matth. 16, 27; 23, 39;
Luk. 17, 22 ff.) sind nach den Evangelien nicht lange vor dem Ende
Jesu, bezw. im Zusammenbange mit den „LeidensVerkündigungen*
gesprochen worden.


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