Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 415
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Hänig: Das Christusproblem des Okkultismus. 415

begabten Persönlichkeit zu tun, die aber durchaus in den
Anschauungen ihrer Zeit befangen war. Zu dem ersteren
braucht wohl nichts weiter hinzugefügt zu werden: für das
Selbstbewußtsein Jesu spricht ja genügend die Tatsache,
daß er sich mit dem Gegenstände der höchsten Hoffnungen
identifizierte, die das jüdische Volk je gehabt hatte; für die
religiöse Genialität, welche allein die Voraussetzung zu
jenem Selbstbewußtsein bildet, spricht sein Werk eine beredte
Sprache: eben die Umbildung der jüdischen religiösen
Werte, wie sie in der Bergpredigt zum Ausdruck kommt.
Daß aber Jesus andererseits nicht über die Vorstellungen
seiner Zeit hinausgekommen ist, ist ebenfalls schon genügend
erörtert worden, sodaß man nicht erstaunt darüber
sein darf, bisher nichts „Ubersinnlichestf an ihm wahrgenommen
zu haben, sondern im Gegenteil ein rein
menschliches Seelenleben. Denn wir haben nicht nur eine
gewisse Entwicklung seines Denkens wahrgenommen,
wenigstens in der letzten Zeit seines Lebens, sondern auch
direkte Widersprüche in ihm, die auf eine Verinnerlichung
der vorhandenen Vorstellungen weisen (das vorhandene
„ Reich Gottes * etc.); daher auch eine Anzahl Worte, die —
bis zuletzt Mark. 15, 34 — tatsächlich einen tiefen Einblick
in das Seelenleben dieses merkwürdigen Menschen
tun lassen, wenn man sie nur recht zu verstehen vermag!

Von hier aus wird man auch den Charakter Jesu
besser verstehen können, als wenn man mit vorgefaßten
Meinungen an die Beurteilung seines Lebens herangeht,
seinen Charakter, der sich ganz auf seinem Lebenswerk
aufbaut, indem er zunächst das an sich zu verwirklichen
sucht, was er für das Kommen des Reiches Gottes bei
anderen für unumgänglich notwendig hielt. Daher an
erster Stelle auch bei ihm die Liebe zu seinem himmlischen
Vater und zu seinen Mitmenschen, die er ihm zuführen
will; daher die unbegrenzte Nachsicht mit den Menschen, wie
sie die christliche Kirche am allerwenigsten besessen hat,
sowie sein Mitleid mit ihnen, das ihn besonders mit denen
zusammenführte, die von den anderen „aufgegebentf waren:
die Ehebrecherinnen, die Zöllner und Sünder, alle die verlorenen
Söhne und Töchter des Landes, die für die neue
Botschaft vielleicht besser geeignet waren, als die „Gerechten
Ä in Juda, denen die Selbsterkenntnis längst verloren
gegangen war. Daher auch die wundervollen Gleichnisse
, deren Schönheit uns längst abhanden gekommen ist,
weil wir von Kindheit mit ihnen vertraut sind von dem
einfachsten ausgehend, das jeder verstehen und an sich
erleben konnte, und mit dem ganzen Bilderreichtum des


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