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426 Psychische Studien. XL. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1918.)
gleich diese selbst nicht betroffen werde. Das Gehirn sei
nicht schöpferisch, sondern ein auslesendes, selektives
Organ. Sehr bemerkenswert ist noch der Satz: „Wenn es
festgestellt werden könnte, daß das Leben des Geistes
weiter ist als das des Gehirns, dann würde die Wahrscheinlichkeit
zugunsten des Fortlebens des Geistes sprechen,
weil der einzige Grund für den Glauben an eine Auflösung
des Geistes mit dem Tode von der Auflösung des Körpers
hergeleitet wird.* („Leipz. Tageblatt* vom 12. Juni er.)
c) Ein besonderer Fall von Seelenwanderung
. In einem dieser Tage erschienenen Buche
über die Seelen Wanderung erzählt der Pariser Universitätslehrer
Dr. Moutin, wie ihm zufällig im Jahre 1906 eine
Nummer der Zeitung „Paisa Akhabar", die in Lahore in
Britisch Indien erscheint, in die Hände gefallen sei; darin
sei von einem Mädchen von 7 Jahren berichtet worden,
das, in der Nähe des Pandschabs geboren und einer muselmanischen
Familie zugehörig, mit einem Male schwermütig
geworden sei und wie eine gereifte Matrone gesprochen
habe. Das Kind versicherte stets, es habe schon eine
frühere Existenz gehabt und entsinne sich aller Einzelheiten
seines früheren Lebens. Sie sei die Frau eines
Inders in einem benachbarten Dorfe gewesen und sie bestände
energisch darauf, daß man sie wieder zu ihrem
Gatten bringe. Zuerst kümmerten sich die Eltern nicht um
das Gerede des Mädchens; man machte sich über die
Kleine lustig; aber schließlich tat man der Kleinen einmal
den Willen und erlebte nun ein merkwürdiges Schauspiel:
Kaum war die Kleine in dem Dörfchen, von dem sie gesprochen
hatte, so begab sie sich sofort in das Haus ihres
angeblichen Gatten, in dem sie sich ganz so benahm, als
kenne sie sich recht wohl aus. Zu ihrem angeblichen
Witwer sagte sie so viel, daß dieser ganz verwundert war,
und, als sie den Inhalt einer Truhe, die seit dem Tode
der Gattin des Inders nicht mehr geöffnet worden war,
ganz genau anzugeben vermochte, blieb dem Inder kein
Zweifel, daß diese seine verstorbene Frau sei und er wollte
sie auf der Stelle heiraten; dagegen hatten die Eltern als
Muhammedaner jedoch eine ganze Menge einzuwenden, und
sie rissen schließlich ihre Tochter mit Gewalt von ihrem
angeblichen früheren Gatten weg. So weit die Erzählung.
Dr. Moutin schrieb sofort [NB. — Red.] an den Redakteur
des Blattes, ob diese Nachricht zuverlässig sei und erhielt
die Versicherung, der Redakteur sei von der Zuverlässigkeit
seiner Quelle überzeugt. — Trotzdem glaubt die Oberleitung
der Zeitungsagentur, welche die Tagesblätter mit
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