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480 Psychische Studien. XL. Jahrg. 7. Heft. (Juli 1913.)
Werkes ahnen. Es ist ein rollender Stein in der monistischen Bewegung
mehr, ein Stein. der im Bollen alte Anschauungen — so
vor allem die des Kirchenchristentums — niederreißt, der auch
durch sein Köllen und Dröhnen die lauen und schlafenden Gemüter
wecken, aufrütteln will, doch kein ewig rollender Stein. Es
ist ihm ein Ziel gesetzt. Der Zug nach der Tiefe wird ihn endlich
zur Euhe bringen, wenn er nicht an unüberwindlichen Hindernissen
hängen bleibt. So läßt sich das Bild auch in Bezug auf das vorliegende
Buch weiter ausdeuten. Die Bewegung, die dem v\ erke
Leben gab . die sein Leben ist, — das kann unumwunden gesagt
werden — ist der Drang zu den tiefsten Tiefen, die als Urtiefe und
Urquell alles Lebens auch zugleich der Grund des Höchsten im
Leben sind. Es ist ein schönes Zeugnis für die Bemühungen der
Monisten um eine positive Arbeit dort, wo sie so stürmisch kämpften
und niederrissen —, ein schönes Zeugnis; denn ob auch nicht jeder
Leser in allem mit dem Verfasser übereinstimmt, ob auch nicht
jeder in einer Religion ohne Gott, in einer Schöpfung ohne Schöpfer
nicht nur nach den Kräiten seines Gemütes, sondern auch nach den
Kräften seines Verstandes zufrieden werden kann, so findet doch
jeder in dem Buche, das aus ehrlichem Bemühen um die Gründung
und den Ausbau sittlich - religiösen Lebens entstand , beherzigenswerte
Worte, reinigende Gedanken für den lichteren Ausbau alter
und noch nicht abgelebter, weil in ihren Gedankentiefen noch nicht
einmal allgemein erkannter und bestätigter Glaubenssysteme.
Mag also einer Monist sein oder nicht, er wird von einem sorgfältigen
Studium des Werkes zweifellos nicht geringen Gewinn
haben. B. Roge.
Die Unsterblichkeitsbeweise in der katholischen deutschen Literatur von
1850—1900. Von Dr. phil. Hugo Kaufmann, kgl. Gymnasialprofessor
in Würzburg. Paderborn, F. Schöningh. 1912
(Hef t 10 von R. StölzWs „Studien zur Philosophie and Religion".
3L2 S. 8». Prei, 7 M.)
Nach seiner sorgfältigen, in jedem Kapitel gleichmäüig sich
wiederholenden Gliederung nach Paragraphen, Abschnitten und
Unterabschnitten, der durch häufigen Sperrdruck bewirkten Hervorhebung
wichtiger Gedanken und der fortlaufenden Verweisung auf
Bele^stelleu bcheint das vorliegende Werk zunächst als Handbuch
für katholische Priesterseminare gedacht zu sein, di*rf aber gewiß
nicht nur als ein Stück Geschichte der Philosophie, sondern auch
als „ein interessanter Ausschnitt aus der Kulturgeschichte* die Aufmerksamkeit
weiterer Kreise beanspruchen. Das Liter aturveizeich-
nis weist mehr als 80 Werke nach, in den Jahren 1853—1912 erschienen
, in denen katholische Verfasser die Unsterblichkeitsfrage
behandelt haben Nur deren Auffassung wird wiedergegeben; daher
ist auch von vornherein von der Voraussetzung einer Seelensnbstanz
ausgegangen, welche dem Materialismus, Pantheismus, wie dem
psychophysisehen Parallelismus fremd ist. Jedem Beweise in seiner
positiven Formulierung folgt seine polemische Verteidigung. Die
traditionellen Beweise aber sind: der historische, aus der allgemeinen
Überzeugung des Menschengeschlechts; der metaphysische, aus dem
Begriffe, der Natur und der Tätigkeit der Seele; der teleologische,
aus der Unvollkommenheit des menschlichen Lebens, dem Vervollkommnungstriebe
und dem Rechtsgefühl des Menschen; der
moralische, aus der sittlichen Weltordnung und der darin enthaltenen
Forderung einer Vergeltung; der theologische, aus Gottes
Güte, Weisheit, Gerechtigkeit, Majestät. Andere Beweisarten, die
nur berührt werden, sind der indirekte Beweis, aus den segens-
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