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464 Ps)chische Studien. XL. Jahrgang. 8. Heft. (August 1913.)
er damals wohnte. Das waren die beiden einzigen Gelegenheiten
, wo sie sich beide begegneten. Julia schrieb damals
an einen Freund: „Die Hauptsache meines Besuches in
London war mein Interview mit Mr. Stead in der Office
der Review of Reviews." — Wir sehen noch jetzt mit Stolz
auf einen alten Baum in dem Garten in Cambridge House,
unter dessen belaubten Zweimen Julia einstmals Tee einnahm
und der Julians „ Eiche * heißt. Diese merkwürdige Visite
geschah 1891 und, obschon solch feurige Geister zweifellos
fast jegliches Thema diskutiert haben werden, so war Mr.
Stead ziemlich sicher, daß sie den Spiritualismus nicht berührten
. Kurz nach ihrer Rückkehr nach Amerika, bekam
Julia Typhus und starb im Hospital in Boston. Eine der letzten
Personen, die sie sah, war Miß Lilian Whiting, die mir sagte,
daß sie ihr einen lebhaften Eindruck von ihrer starken,
doch sanften Persönlichkeit hinterlassen habe, welcher Miß
Whiting inspirierte, einige Verse zum Andenken Julians unter
dem Titel „Her Last Day* zu schreiben.
Bald nachher entdeckte Mr. Stead seine Fähigkeit für
automatisches Schreiben. Er hat erzählt, wie er dazu kam.
Es war das Resultat einer Unterredung mit einer Dame,
die selbst diese Fähigkeit hatte. Mr. Stead experimentierte
anfangs sehr skeptisch, und erst als er die überzeugendsten
Beweise von Identität, Gedächtnis und Personalität von
Julia selbst erhalten hatte, akzeptierte er, was er zuerst
absolut nicht glauben wollte, nämlich die Macht in-
karnierter Wesen, durch die Hand Lebender sich mitzuteilen
. Es genügt zu sagen, daß Julia, nachdem sie ihre
Identität bewiesen hatte, fortfuhr, durch Mr. Stead's Hand
eine Serie von Briefen an ihre liebste Freundin auf der
Erde zu schreiben (bekannt als „ Ellen *) und diese Briefe
wurden später unter dem Titel „Letters from Julia" und
dann „After Death" publiziert. Dieses kleine Buch ist über
die ganze Welt verbreitet und in viele Sprachen übersetzt,
z. B. französisch, deutsch, dänisch, hindostanisch und selbst
isländisch, und wir erhalten fortwährend Briefe von bekümmerten
Leuten, die von großem Trost berichten, den sie
durch die lebhafte Schilderung der anderen Seite des Lebens
erhalten haben. —
Beim Schreiben dieser Briefe schlug Julia zum ersten
Male die Etablierung eines Bureaus zum Verkehr zwischen
den beiden Welten vor. Sie sagte: »Du siehst die sorgenvollen
Leute auf deiner Seite, ich sehe sie auf meiner Seite.
Können wir nichts tun, denen zu helfen, die so gern mit
einander verkehren würden ? * Von da an fuhr Mr. Stead
ununterbrochen fort in seiner „automatischen Karriere* (seine
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