Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 477
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Hänig: Das Christusproblem des Okkultismus. 477

im Gegenteil eine Entwickelung zeigen, die auch sonst (cfr.
z. B. die Berichte über die Taufe Jesu) in den Evangelien
vielfach zutage tritt: von dem Einfachen zum Komplizierten
, vom Feineren zum Gröberen, d. h. zu dem, was
den menschlichen Sinnen wahrnehmbarer ist. Sie hat daher
angenommen, daß die ursprüngliche Anschauung von
diesem Ereignis eine ganz andere gewesen ist: nicht der
Glaube, daß Jesus nach dem Tode aus dem Grabe hervorgegangen
sei, sondern daß er nur hinauf zum Lichte ge-
• stiegen sei bis zu seiner Wiederkunft, — eine Anschauung,
die wir ja schon vorher in dem erwähnten Worte des
Lukas kennen gelernt haben.*) Es würde zu weit führen,
hier alla die feineren Probleme zu erörtern, die zu diesem
Ergebnisse geführt haben (s. A. Meyer: »Die Auferstehung
Jesu"), nur das Wesentlichste soll hervorgehoben
werden. Es ist von vornherein ersichtlich, daß das Lukaswort
, dem auch die Berichte von dem leuchtenden Leibe
Jesu bei der Verklärung völlig entsprechen, ganz in den
ßahmen des Denkens Jesu paßt und daß es daher von den
Anhängern Jesu auch gar nicht anders aufgefaßt werden
konnte: wenn Jesus jetzt starb und dann in den Wolken
des Himmels wiederkommen wollte, was brauchte er dann
mit seinem toten Leibe aus dem Grabe aufzuerstehen ? Er

*) Anm. S. hierüber besonders J. Weiß („Bibelwerk,* Einleitung
I, S. 45): „Die älteste Gemeinde, der Paulus alle seine
Kunde über diesen Gegenstand verdankt, hat ihre Überzeugung von
der Auferstehung auf die Erscheinungen des Auferstandenen,
wir würden sagen auf die V ision en der Apostel gegründet, wie
sie Paulus 1. Kor. 15, 5—8 mit dem Bestreben, vollständig zu sein,
aufzählt. In diesen Erlebnissen haben sie die Gewißheit empfangen,
daß ihr Herr nicht im Tode geblieben, sondern von Gott zur Herrlichkeit
erhöht ist. Über das Wie dieses Vorgangs haben sie nicht
weiter gegrübelt. Ob sie ihn sich so vorgestellt haben, wie es in
dem Worte an den Schächer ausgedrückt ist, daß Jesus unmittelbar
im Augenblick des Todes ins Paradies versetzt wurde, etwa wie
Lazarus „von den Engeln in Abraham's Schoß getragen* (Luk. 16,
22), oder ob sie an eine Herausführung aus dem Grabe gedacht
haben, wissen wir nicht. Jedenfalls führt Paulus unter den Beweisen
für die Auferstehung nicht das leere Grab an. In seinem
Denken hat dieser Umstand keine Eolle gespielt. Für seine Vorstellung
von dem Erhöhten, der einen ganz unirdischen Leib hat,
ist auch die Frage von geringer Bedeutuog, was aus der Leiche geworden
ist, die man ins Grab gelegt hat etc. Die Vorstellung von
dem feineren Leibe ist natürlich die ältere; die von dem gröberen
(der natürlich auch die erst bei Lukas auftretende „Himmelfahrt"
entspricht) entstand erst, als man (offenbar unter dem Einflüsse der
gegnerischen Argumente) handgreifliche Beweise für die Auferstehung
verlangte; wenn Jesus wirklich mit dem grobstofflichen Leibe
aus dem Grabe hervorgegangen wäre, würde mit den Berichten vom
feineren Leibe wenig anzufangen sein.


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