Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 479
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Hänig: Das Christusprobien) des Okkultismus. 479

Mit dem Auferstehungsglauben hängt eng der Erlösungsglaube
zusammen, da er aus der Frage nach der
Notwendigkeit dieses Todes hervorgegangen Ist Es ist
von vornherein einleuchtend, wenn wir uns der Ethik Jesu
erinnern, daß dieser Glaube in völligem Widerspruch mit
letzterer steht und also höchstens aus einer Entwiekelung erklärt
werden könnte, die Jesus infolge seiner trüben Erfahrungen
, besonders der Ahnung seines nahe bevorstehenden
Todes durchgemacht hatte, wie sie ähnlich bei seinen
Messiasvorstellungen hervorgetreten ist. Es findet sich daher
diese Anschauung, daß Jesus sein Leben für die
Menschen dahingegeben habe, um die zürnende Gottheit
zu versöhnen, auch gar nicht bei Jesus selbst, sondern erst
bei Paulus: während sie im Grunde auf einer ganz anthro-
pomorphistischen Vorstellung beruht (Gott zürnt und muß
versöhnt werden), ist für Jesus Gott nur die Liebe, ohne
daß er ihm (denn Liebe ist keine Eigenschaft) je eine
menschliche Eigenschaft oder gar einen Affekt beigelegt
hätte (daß er allein gut ist, gehört ja zu seiner Vollkommenheit
cfr. Joh. 4, 24). Die Vorstellung von der zürnenden
Gottheit bedeutet also nur einen Rückfall in die Gesetzesreligion
der Juden, die durch Jesus eben überwunden war.
Daher reden auch seine Gleichnisse eine ganz andere
Sprache: der Sünder wird zwar für seine Missetat bestraft,
aber er findet auch Gnade vor Gott, wenn er um Verzeihung
bittet; da er der liebende Vater ist, brauchte es also
nicht erst des Erlösungswerkes, das durch den Tod seines
Sohnes ins Werk gesetzt worden war. Und wir müßten
dann auch erwarten, daß Jesus, wenn das der Inhalt seiner
Predigt (die dadurch übrigens ein merkwürdiges Aussehen
bekommen hätte) gewesen wäre, diesen Gedanken an die
Spitze gestellt hätte; in Wirklichkeit haben wir aber in dieser
Hiusicht nur ein Wort von ihm, das ganz formelhaften
Charakter trägt und dessen zweiter Teil sich unschwer als
Interpolation erkennen läßt (Mark. 10, 45).

Allerdings ist uns eine gut beglaubigte Stelle überliefert
, die scheinbar dagegen spricht: der Bericht von der
letzten Mahlzeit, die Jesus mit seinen Jüngern hält. Das
vjIq jzoXX&v (Mark. 14, 24) ist hier so gut beglaubigt, daß
wir es doch unmöglich für eine spätere Hinzufügung
halten können; es kann sich also hier tatsächlich nur um
ein Selbstzeugnis Jesu handeln, ja um das letzte in der
Reihe, die im Vorhergehenden entwickelt worden ist. Es
ist klar, daß Jesus in den letzten Tagen seines Lebens von
der Notwendigkeit seines Todes überzeugt gewesen sein
muß, wenn er ihm nicht feige aus dem Wege gehen sollte;


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