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Blum: Der Streit um die denkenden Pferde
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schränkt und nicht entwicklungsfähig. Ein Tier
mag wohl seinesgleichen innerhalb der Spezies an Intelligenz
übertreffen, aber ein Tiger ist und bleibt grausam,
ein Fuchs listig, das Lamm sanftmütig usw. und
eine bestimmte Grenze kann die tierische Intelligenz niemals
überschreiten, wie eingehend erläutert im »Stoffproblem11
, auf das wir den Leser verweisen.*)
Die individuelle Intelligenz des Menschen dagegen ist
vielseitigst und entwicklungsfähig bis ins Unendliche
; und seine Psyche — ein Kompositum aller tierischen
und (in Parenthese sei es bemerkt) aller göttlichen Eigenschaften
— ist potenziell unsterblich.
Durch die Wechselwirkungen zwischen der Psyche und
den den Körper umgebenden und durchdringenden radioaktiven
Substanzen und durch Vermittlung des Gehirns
bewegt die Psyche im wachen Zustand den Körper einerseits
durch die motorischen Nerven und erhält andererseits
Kunde von den Vorgängen der Außenwelt durch die sen-
sibeln Nervenfasern. Während des Schlafes ist der physische
Apparat der Psyche im Gehirn atrophiert und für sie unbrauchbar
, und sie verliert infolgedessen die Kontrolle über
die radioaktiven Substanzen des Körpers. In diesem Stadium
ist es möglich — wie die Erscheinungen bei Hypnotismus
lehren —, daß unter Umständen eine fremde Intelligenz
- im gegebenen Falle die Psyche des Hypnotiseurs —
die Kontrolle über die radioaktive Kraftzone übernimmt
und, sozusagen, an Stelle des ausgeschalteten Nervenapparates
im Stirnlappen tritt, um die Vermittlung wirklicher
oder eingebildeter Sensationen zu besorgen, und ebenso, daß
sie eine direkte Verbindung zwischen der Psyche und
den motorischen Nerven herstellt und ohne Vermittlung
des Gehirns den Körper nach Belieben bewegen läßt.
Dieser selbe hier beschriebene Vorgang, wie er sich in
der Hypnose abspielt, mag sich aber auch zuweilen abspielen
im natürlichen Schlaf, im somnambulen Zustand, im Trance,
in der Ekstase oder im Fieberdelirium usw., lauter Zustände,
in denen die Psyche mehr oder weniger die Kontrolle über
die radioaktive Kraftzone des Körpers verliert, wodurch
diese mehr oder weniger herrenlos oder seelenlos wird.
In einer solchen seelenlosen Kraftzone herrschen aber
dieselben günstigen Bedingungen vor, unter welchen sich die
im Raum schwirrenden Seelenrudimente in der Kraftzone
*) yDas Stoff probleinu von Robert Blum, Stuttgart (Kornbergstraße
9), Preis 2 M. [Vergl. unsere Besprechung im Juniheft,
S. 367.] — Red.
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