Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 512
(PDF, 209 MB)
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512 Psychische Studien. XL. Jahrg. 9. Heft. (September 1913.)

Einheit, auch das Individuum. Was bedeutet denn sonst
der physiologische Begriff „Individuum* anderes als „einheitlich
organisierter Komplex von lebenden Elementen ?"
Es wäre geradezu kleinlich, anzunehmen, Mutter Natur habe
durch progressive Differenzierung und Integrierung zwar
das Wunderwerk eines Säugetieres geschaffen, habe aber
gerade bei den Menschenkolonien halt gemacht.

Nein, es ist sicher, daß sie auch da am Werke ist.

Wir stehen also im Leibe eines solchen Kollektivindividuums
. Wir sind seine Elemente und von ihm abhängig
(gemeinsame Interessen, Gesetze). Wir sind Zellen
eines tierischen Körpers, genannt Staat und Kirche. Wir
gehorchen seinen Befehlen. Es ist sicherlich kein Zufall,
daß so viele soziale Einrichtungen an Organe höherer Tiere
erinnern, an Magen, Blut, Nerven, Muskeln. Ja wir finden
sogar primitive Zentralen für Verstand und Gedächtnis
(wissenschaftliche Körperschaften), für den Willen (gesetzgebende
Körper); das Post- und Telegraphenpersonal, die
Polizei sind das nicht Nachahmungen des Nervensystems
und des weißen Blutkörperchens? Diese Nachahmungen
sind aber höchst unvollkommen. Die Elemente der sozialen
Zelle sind eben kaum differenziert. Während sich die
Zellen des höheren Tieres nur in ihrer Jugend gleichen,
später aber morphologisch grundverschieden sind und die
heterogensten Funktionen verrichten, bewahren die Elemente
der großen Zelle zeitlebens unter einander große
Ähnlichkeit. Daraus folgt, daß das soziale Groß-Individuum
auf einer sehr niedrigen Stufe der biologischen Entwicke-
lung stehen muß, also auf der eines niedrigsten Einzellers.

Mithin bestünde obige Analogie doch zu Recht, und der
Apostel Paulus hätte doch im Leibe einer Amöbe gepredigt.

VI

Die Existenz eines solchen Makroorganismus erweist
auch die Geschichte. Die Werke gerade der besten
Universalhistoriker muten an wie Berichte über Geburt,
Wachstum und Tod von Einzelwesen, wie Beschreibungen
physiologischer Funktionen von Organismen. Auch in der
Universalgeschichte bleibt immer weniger Raum für den
Zufall und mystische Fügungen; dafür treten immer deutlicher
die inneren Gesetze zutage, welchen die sozialen Gebilde
aus ihrer ganz individuellen Natur heraus unterworfen
sind. Ähnliches gilt auch für die Kulturgeschichte. Will
das nicht besagen, daß sie echte, wirkliche Einzelwesen sind?

Es kann daher nicht überraschen, daß wir unter der
Zahl der primitiven Organe auch Ansätze zu geschlecht-


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