Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 515
(PDF, 209 MB)
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Buburg: Zu dem „Versehen der Mütter".

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darunter am Kinn ein herzförmiges Gewächs mit einem
blauen Blutbläschen im Zentrum. Da dieses Gewächs mit
dem Kinde zugleich wuchs, versuchte man es durch eine
Operation zu entfernen, was — dank der damaligen noch
schwachen Operationskunst — nur schlecht gelang. Die
Unvorsichtigkeit meiner armen unwissenden Mutter ist
ihrem Kinde zum schweren Verhängnis geworden. Wie
viel hat sie nicht selber mit ihm zu leiden gehabt! Und
wie viel bin ich selbst vom Mitgefühl gepeinigt und geplagt
worden! Ahne ich irgendwo ein leidendes oder mißhandeltes
Kind, so hält mich keine persönliche Gefahr davon
zurück, ich muß ihm zur Hilfe eilen. So ist jenes
Kind mir zur Passion geworden. Ich habe eine Pflegetochter
von deren Geburt an zum Menschen erzogen, denn
ich konnte einfach ohne ein Kind nicht leben; jetzt liegt
mir des Kindes Kind am Herzen. —

Trotz meines Geburtsfehlers wuchs ich zu einem
blühenden Mädchen heran, das viel Liebe von den Eigenen,
wie auch Verehrung von manchem ehrenwerten jungen
Manne genossen hat. Doch nur Einem flog mein Herz entgegen
. Und gerade zwischen die Vereinigung mit diesem
warf sich das grausame Schicksal mit seiner zerstörenden
Macht: als Nationalhaß zwischen Deutschen und Esthen.
Ich sollte dem Geliebten, dessen Eltern keine Esthen in
ihren Kreis aufnehmen wollten, entsagen, ohne auch nur
einmal eine wonnige Umarmung genossen zu haben, und
da<* führte der Mädchenstolz durch! Fünf furchtbare Jahre,
in denen ich des Studenten klagende und sehnlichst
forschende Briefe, in denen er immer wieder fragte, warum
man schweige, ins Feuer trug und seine paar Besuche auf
meines Vaters Gütchen mit Eiseskälte empfing, diese
furchtbaren Seelenqualen warfen mich schließlich auf ein
Leidenslager, das ich in der Dauer von 7 Jahren nur zeitweilig
auf Monate verlassen konnte.

So kamen die Träume: Jedesmal, bevor mich das
Leiden wieder befiel, träumte mir, daß er*) mir ein rotes
Tuch auf einen Lehnstuhl breitete, worauf ich mich niedersetzen
mußte. War das Leiden endlich beseitigt, so hörten
auch die signalisierenden Träume auf. Da jedoch, nach
Jahren, wo er schon lange als Kreizarzt in TS. TS. fungierte,
hatte ich einen ganz besonderen Traum: Ich ging mit ihm
durch einen Viehgarten. Wir kamen zu einer Feldpforte,

*) Es ist wahrhaft rührend, daß die zartempfindende Verfasserin
„Er", „Ihm" usw. durchgängig groß schreibt, als ob sie von
ihrem himmlischen Bräutigam spräche! — Red.


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