Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 524
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0528
524 Psychische Studien. XL. Jahrg. 9. Heft. (September 1913.)

Wer ist also Jesus gewesen? Nach alle dem, was wir
von ihm wissen, eine echt menschliche Erscheinung, deren
Wirken aber die Jahrhunderte überdauert hat: die beiden
großen Pole, die wir bei jedem wahrhaft großen Menschen
wiederfinden. Sein dauerndes Werk ist die Umbildung der
Gesetzesreligion der Juden in eine .Religion der Liebe und
Persönlichkeit, obgleich sich sein Genius ganz in den überkommenen
Anschaungen seiner Zeit entwickelt hat: die
Nähe des Gottesreiches zu verkünden, wozu er sich berufen
fühlt. Er geht mit diesen Anschauungen zugrunde, und
nur vorübergehend taucht in seinem Denken eine andere
Vorstellung auf, die seiner religiösen Begabung mehr entsprach
, ohne sich in jene eschatologischen Phantasien zu
verwickeln: das „Reich Gottes" ist nicht von dieser Welt,
es ist schon da und wird sich zu einer großen Macht auf
Erden ausbreiten. Der Inhalt jener Verkündigung ging
nun freilich auch so nicht durch den Tod zugrunde, sondern
erhielt gerade dadurch den Anstoß zu seiner Ausbreitung
und zu seinem Hiegeszuge durch die Welt. Allerdings
finden sich Andeutungen über das neue Verhältnis, in dem
nach Jesus der Mensch zu Gott steht, schon im alten
Testament, wenn auch nur in geringer Anzahl; dazu ist
jene Umbildung der Gesetzesreligion zu der der Liebe
nicht auf das jüdische Volk beschränkt gewesen, sondern
sie findet sich auch außerhalb der Grenzen Judas; ja man
kann sagen, bei allen großen Religionen, die je die Welt
erleuchtet haben (Buddha, Zoroaster etc., s. Th. Achelis:
„Abriß der vergleichenden Religionswissenschaft/ Sammlung
Göschen, Nr. 208, S. 54 ff.), freilich auch hier nicht

ohne daß wir deshalb seine krankhafte Anlage bezweifeln könnten,
die ihn in seinen Werken oft zu den verworrensten mystischen
Vorstellungen hinreißt, und dazu die berühmte Seherin von Pre-
vorst, deren (allerdings gegen ihren Willen hervorgebrachte) okkulte
Phänomene zum Teil als völlig sicher gelten müssen , obgleich sie
zeitlebens ganz im orthodoxen und pietistischen Glauben befangen
war und für ihre Visionen keine weiteren Erklärungen wußte, als
die, welche ihr der ßuchstabenglanbe der Bibel an die Hand gab.
Es wird also wohl dabei bleiben müssen, daß Jesus in dieser Hinsicht
nichts weiter besessen hat, als Kräfte, die damals allgemeiner
verbreitet waren, wie heutzutage, da man ihrer Ausübung unbefangenergegenüberstand
und mehr Glauben entgegenbrachte (siehe
die bei Fiebig verzeichneten Fälle); die Intensität dieser Kräfte
wird sich natürlich je nach der betreffenden Persönlichkeit gerichtet
haben, also bei Jesus in außerordentlich starkem Maße vorhanden
gewesen sein. Für diese Kräfte im allgemeinen charakteristisch ist
die Stelle Mark. 11, 23, für die Heilungen (Heilmagnetismus ?)
Mark. 5, 30, wo mit der Erklärung von J. Weiß „Bibelwerk," I,
S. 122), daß es pich hier um „Autosuggestion" gehandelt habe, doch
jecht wenig anzufangen ist. •


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0528