Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 527
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Hänig: Das Christusproblem des Okkultismus. 527

verfügt hätte? Er würde wahrscheinlich ebenfalls zu dein*
Prediger am Jordan gekommen sein, hätte sich von ihm
taufen lassen und wäre dann mit einigen religiösen und
moralischen Eindrücken wieder von dannen gegangen; er
hätte an das nahende Reich Gottes geglaubt, wie jeder
andere seiner Zeitgenossen, und vielleicht auch eine Ahnung
davon gehabt, daß es mit der Gesetzesreligion doch nicht
allein getan wäre. Aber für den Messias, den Gegenstand
aller Hoffnungen, die das Volk jahrhundertelang gehegt
hatte, hätte er sich nicht gehalten: — das ist also der erste
Ausdruck dieser genialen Anlage, und sie tritt natürlich in
dem Augenblicke zutage, wo Jesus, wie wir gesehen haben,
seine Begabung zuerst erkennt: bei der Taufe. Das war
also die Form, in der sie endgültig hervortrat; aber diese
Form war mehrdeutig nach der ganzen Vorstellungswelt
der Juden: die verschiedensten Seiten hatten sich allmählich
im Denken des Volkes an dieser Messiasgestalt ausgebildet
, von der eigentlich jede einzelne eine eigene Persönlichkeit
darstellte. Welche sollte Jesus wählen? Wir
sehen hierbei, daß sich diese Anlage nicht nur eine entsprechende
Form suchte, sondern auch den entsprechenden
Inhalt: nur die Seite des Messiasglaubens konnte für Jesus
zunächst in Betracht kommen, die Raum für seine ethische
Betätigung ließ; erst als dieser unter dem Eindrucke der
herannahenden Katastrophe ein Ziel gesetzt wurde, trat die
andere Seite in den Vordergrund, mit der er früher nichts
hätte anfangen können: das Kommen des „ Menschensohns *
auf den Wolken des Himmels, um die Lebendigen und die
Toten zu richten. So bekamen diese Phantasien, an denen
sich das jüdische Volk lange berauscht hatte, kurz vor
seinem politischen Untergang noch einmal eine weltgeschichtliche
Bedeutung: sie bildeten die Stütze, an welcher
sich der junge Keim, als er zur Blüte kam, anklammerte,
und hatten auch noch Bedeutung, als an Stelle der Person
Jesu die Sache selbst getreten war: die Form, in der diese
neue Botschaft in die Welt hinaustrat oder die werdende
Kirche. So läßt sich auch hier einigermaßen die Entwicke-
lung dieser genialen Anlage verfolgen und wir brauchen
nur noch einen Schritt weiter zu gehen: es wird einmal
eine Zeit gegeben haben, wo dieser Genius versuchte, sich
ganz selbständig zu entwickeln und eine andere, wo er
noch nicht voll zutage getreten war, sondern nur keimhaft
und triebhaft sich regte, wo nur ein unbestimmter Drangvorhanden
war in der Richtung, die seine spätere Entwicklung
bestimmte. Von beiden Momenten legen uns die
Evangelien Zeugnis ab; allerdings taucht, wie wir früher


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