Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 538
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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538 Psychische Studien. XL. Jahrg. 9. Heft. (September 1913.)

von Organismus zu entwickeln, ohne daß dieser Typus
bedingt wäre durch Notwendigkeit oder Zweckmäßigkeit.
Im Gegenteil, ein Wasservogef ist schon von Anfan| an
mit der Fähigkeit ausgestattet, zu schwimmen. Das Organ
ist nicht nötig für die Spezies, außer es ist schon in der
Spezies vorhanden, und nicht die äußere Gestalt bedingt
den Typus, sondern die ganze innere Organisation*
Ebenso ist bei der Bildung und den Umwandlungen
des Fötus im Mutterleib jeder »Kampf ums Dasein*
und jede „äußere Anpassung* ausgeschlossen, und
der ganze Vorgang vollzieht sich unter dem Enfluß eines
„inneren Gestaltungsprinzips*, das jeweils von
Außen hinzukommt, bis sich Selbstbewußtsein im
Menschen entwickelt, wodurch seine Psyche ein selbständiger,
vom physischen Körper unabhängiger Organismus wird *)
Von jetzt ab ist es dann auch möglich, daß die Psyche
einen bestimmenden d. h. „organisierenden" Einfluß auf die
Bildung nicht nur des physischen Körpers (Muskeln usw.),
sondern auch des Geistes ausübt, und Vernunft muß
sich entwickeln auf Kosten von Instinkt. Es ist die
offenbare Absieht und das Bestreben der Natur, den physischen
Organismus des Menschen in der Jugend so
vollkommen als möglich zur Entfaltung zu bringen, bis er
zur Zeugung reif geworden und seinen TeiJ zur Fortpflanzung
der Spezies beigetragen hat, um neue Keime
potentiell unsterblicher Seelen zu schaffen. Aber ebenso
offenbar liegt es in ihrer Absicht, daß der „Herr der Schöpfung
" späterhin seine Gedanken höheren Dingen zuwende
und seinen Geist ausbilde. Je höher ein Mensch in
moralischer Hinsicht steigt und steht, desto mehr verlieren
die tierischen Gelüste und Begierden ihre Gewalt und
Herrschaft über ihn. Dieser Kampf zwischen dem höheren
Prinzip (Vernunft) und dem niederen, tierischen (instinktive
Triebe) um das „Ego" (Bewußtsein, Verstand)
finden wir symbolisiert in allen Religionen und heiligen
Schriften. Durch diesen Funken, welchen Prometheus von-
den Göttern stahl, ist der Mensch in den Stand gesetzt,
seine Intelligenz auf eine unendlich viel höhere Potenz zu
bringen, dem Tier gegenüber; dadurch wird aber auch
periodischer Instinkt zu chronischem Animalismus und
systematischem Sensualismus, Ursache aller Krankheiten
des Körpers und der Seele. Dieser enorme Unterschied
zwischen der Psyche des Menschen und der Tierpsyche ist

*) Siehe „Das Stoffproblcm* von Kobert Blum, Kornbergstr. 9V
Stuttgart. Preis M. 2.—.


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