Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 543
(PDF, 209 MB)
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Bergson: Ist das Gehirn die Seele? 54£

kann, ausgeschieden werden muß. Die Wissenschaft hat
infolgedessen auch zu dem Glauben geführt, daß das Gehirn
, das doch wenigstens körperlich studiert werden kann,
der Sitz der Seele sei, und seit etwa drei Jahrhunderten
hat die Metaphysik daran gearbeitet, einen
vollständigen Parallelismus zwischen dem
Leben des Geistes und dem des Gehirns zu
begründen. Die psychische Idee. die auf Messungen
überhaupt verzichten muß, paßt.nicht in diese Anschauung
, und dadurch hat sie das Vorurteil und den Spott
hervorgerufen. Professor Bergson aber nennt jene Ansicht
der „ Parallelisten * eine rein metaphysische
Hypothese. Er stützt sich darauf, daß die Versuche
, die einzelnen geistigen Funktionen an bestimmte
Teile und Bewegungen des Gehirns zu binden, bisher recht
wenig Erfolg gehabt haben und daß sogar die Suche nach
dem Sitz der Sprache im Gehirn, auf dessen Entdeckung
man sich so viel zugute getan hat, durch Beobachtungsirrtümer
in Mißkredit geraten ist. Das
Gedächtnis faßt Bergson auch nicht derart auf, daß
das Gehirn Erinnerungen aufspeichert, sondern er
nimmt an, daß es sie nur zurückruft, wenn ein Bedarf
vorliegt. Das Gehirn sei das Organ der Aufmerksamkeit
im Leben, und daher führe seine Störung
auch zu einer Störung der Seele, obgleich diese selbst nicht
betroffen werde. Das Gehirn sei nicht schöpferisch
, sondern ein auslesendes, „selektives"
Organ. Besonders beachtenswerte Bemerkungen machte
Professor Bergson über das Verhalten der Seele vor
Eintritt des Todes. Bis zu dem Augenblick, in
dem die Todesfurcht oder die Todeserwartung eintritt, ist
die Aufmerksamkeit auf das Leben gerichtet, wird aber im
Angesicht des Sterbens plötzlich rückwärts gelenkt, so daß
das ganze vergangene Leben wie in einem
Bilde übersehen wird. Das Bewußtsein
kann überhaupt keine räumliche Eigenschaft
sein, da der Eaum eine Abstraktion des Bewußtseins ist.
Die Frage ist, ob es möglich ist, daß eine Erklärung des
Bewußtseins durch das Bewußtsein erfolgen kann. Es gilt
heute als unwissenschaftlich, an ein Leben der Seele nach
dem Tode zu glauben, nicht so sehr, weil die Wissenschaft
die Möglichkeit leugnet, sondern weil es notwendig wäre,
für einen solchen Glauben in Religion oder Metaphysik
einzutreten. Diese Meinung Professor Bergson's kann wohl
als ein Vorurteil seinerseits bezeichnet werden, aber sehr
bemerkenswert ist der Zusatz: „Wenn es fest-


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