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556 Psychische Studien. XL. Jahrg. 9. Heft. (September 1913.)
erquicklichen gegenseitigen Anklagen geht dahin, daß wenn auch
auf der Seite von Dr. Steiner die aggressive Kampflust, bezw.
Bücksichtslosigkeit, auf der anderen der echt theosophische friedfertige
Sinn vorzuherrschen scheint, doch auch in der alten T. G.
viel intellektueller und moralischer Unrat vorzuliegen scheint, wie
das namentlich aus dem Skandalprozeß hervorgeht, in welchen jüngst
die Präsidentin Mrs. Annie Besant verwickelt wurde, weil der Vater
des vielbesprochenen indischen Knaben Krishnamurti (Alcyone),
der, als künftiger Weltheiland, mit 14 oder 15 Jahren Präsident
vom Orden des „Sternes des Ostens" wurde, von Mrs. Besant die
Herausgabe der ihr zur Erziehung übergebenen und dann an den
bekannten Theosophen 0. W. Leadbeater ausgelieferten beiden
Brüder verlangte. (Der Gerichtshof in Madras wies zwar den
Kläger ab und verurteilte ihn sogar in die Prozeßkosten, sprach
sich aber doch dahin aus, daß der Mann, von dem die Präsidentin
erklärt hatte, daß er „an der Schwelle der Göttlichkeit" stehe,
sicherlich unmoralische Anschauungen habe, die ihn zu einem
höchst gefährlichen Erzieher, bezw. Gefährten für Knaben
macheu.) Weitere Erörterungen über alle diese unerfreulichen
Streitpunkte müssen wir für die „Psych. Studien" nun definitiv
ablehnen.]
Briefkasten.
Mehreren Lesern, die in den „Psych. Studien* einen Bericht
über den vom 9.—13. Mai er. zu Genf tagenden 2. Internationalen
Spiritistenkongreß vermissen, diene zur Nachricht,
daß eine Beschickung, sowie ein zahlreicherer Besuch desselben
durch deutsche Okkultisten schon deshalb ausgeschlossen erschien,
weil die Kongreßleitung, im Widerspruch mit dem bisherigen Gebrauch
und seinem „internationalen" Charakter, nur die französische
und englische, nicht aber die deutsche oder eine andere Kultursprache
für die Verhandlungen zugelassen hatte. Übrigens scheinen
die letzteren nach den uns vorliegenden Berichten (z. B. in Nr. 25
u. 26 der „Zeitschrift für Spir.") keine für die Wissenschaft vom
Übersinnlichen irgendwie wertvollen Ergebnisse gezeitigt zu haben.
Das große Wort führten die Pioniere des französischen Spiritismus
L£on Denis, Gabriel Delanne und Albin Valabregue, die im Spiritismus
die Offenbarung einer neuen Weltreligion erblicken. Auch
Osterreich, Italien, Portugal, Mexiko u. a. waren nicht vertreten,
Spanien und Brasilien ließen sich durch Mr. L. Denis vertreten.
Sogar die großen Tageszeitungen, die sonst über alle derartigen
Vorkommnisse zu berichten pflegen, nahmen von diesen Verhandlungen
keine Notiz. Der Sitz des Internationalen Bureaus wurde
nach Paris verlegt, wo in drei Jahren der nächste Kongreß unter
Leitung von Mr. Gabriel Delanne (40, Boulevard Exelnians)
stattfinden soll.
Verehrliche Mitarbeiter und Leser bitten wir, in der Zeit vom
15. August bis 8. September d. J. dringende Anfragen und Wünsche
direkt an die Verlagshandlung zu richten, da Unterzeichneter,
einer liebenswürdigen Einladung eines alten Freundes der „Psych.
Studien", des Herrn Josua Klein, folgend, zu seiner Erholung in
Amden am schönen Wallensee in der Schweiz weilt.
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