Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 592
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0596
592 Psychische Studien. XL. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1913.)

Die „mathematische Intelligenz" der Pferde.

Von Ernst Wilken (Berlin).*)

Der Kampf um den Verstand der Pferde ist in den letzten
Monaten neu entbrannt. Streitschriften und Erwiderungen,
Proteste und Gegenproteste lösen sich ab. K. Krall, der
Lehrer der Elberfelder Pferde, gilt den einen als ein „schwachsinniger
Tropf* und „frecher Simulant*, die andern nennen
ihn einen zweiten Darwin, der eine der „ allergrößten Taten
des Menschengeschlechts* vollbracht habe. Da ist, wenn
man sich in dem Wust entgegenstehender Meinungen ein
unbefangenes Urteil bilden will, der Forschungsweg von
Interesse, auf dem mit solcher Leidenschaft umstrittene
Tatsachen gewonnen und verarbeitet werden.

Alle Erfahrungswissenschaften haben Erscheinungen
zum Ausgangspunkt, z. B. die Zoologie der einzelnen Tier-,
oder die Psychologie die eigenen Bewußtseinserscheinungen.
Die Tierpsychologie wiederum geht vom fremden tierischen
Seelenleben aus, das in Mienenspiel und Ausdrucksbewegungen
der höheren Lebewesen unmittelbar wahrzunehmen ist.

Aber die Voraussetzung einer widerspruchslosen Einheit
des naturwissenschaftlichen Weltbildes, die bekanntlich zu
der Lehre führte, daß unsre Farben- und Tonempfindungen
nur subjektive Rückwirkungen des Nervensystems auf den
Reiz der allein wirklichen Ätherschwingungen und Luftwellen
sind, zwingt ebenfalls zu der Annahme, daß die
Wahrnehmung fremden Geisteslebens nur eine subjektive
Unikleidung, nur ein Hineindenken und Einfühlen unsres
eigenen Selbst in die sinnlichen Ausdrucksformen des fremden
Lebewesens ist. Der assoziative Mechanismus unsres Vorstellungsablaufs
verknüpft die Wahrnehmung der Tierbewegungen
mit den Erinnerungsvorstellungen an Bewußtseinserlebnisse
, die früher einmal zusammen mit ähnlichen
Bewegungen unsres eigenen Körpers aufgetreten sind. Dieser
Prozeß ist weder logisch noch psychologisch ein Analogieschluß
, sondern vollzieht sich ebenso ursprünglich, wie die
Umwandlung der Ätherschwingungen in die Rotempfindung.
Er liegt nur gleichsam eine Stufe höher. Nicht mehr der
physikalische, sondern der schon psychologisch in Gestalt
und Farbe, in die Sinneserscheinung des Tieres umgeformte
Reiz wird noch einmal durch Umkleidung mit seelischem
Leben verarbeitet.

Daher darf die geistige oder gefühlsmäßige Beseeltheit,
die man etwa an einem ausdrucksvollen Pferdekopf erschaut,
nicht als Beweis für das wirkliche Vorhandensein seelischer

*) Entlehnt der „Neuen Preuß. fZeit." Nr. 345 v. 26. VII. er. — Red.


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