Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 606
(PDF, 209 MB)
Bibliographische Information
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606 Psychische Studien. XL. Jahrg. 10. Heft. (Oktober 1913.)

sehen Erscheinungen, irgendwie anders entstehen. Eine
naive philosophische Erkenntnis muß eben durchaus nicht, wie
so viele glauben, immer unrichtig sein. Jeder philosophisch
geschulte Denker muß erkennen, daß eine sich so von selbst
jedem Menschen aufdrängende Annahme nicht verworfen werden
darf, wenn es nicht als dringend geboten erwiesen
werden kann.

7. Ich fühle, weiß also bestimmt, daß ich
irgendwie auf eine wunderbare, unbegreifliche Weise
beim Entstehen der sog. Willenserscheinungen
einwirke, den Impuls zum Entstehen derselben gebe. Ich
habe die Fähigkeit, stets wenn es mir einfällt und gefällt
oder beliebt, so eine Erscheinung zu bewirken. Diese
Fähigkeit heißt Wi 11 e und dieses bewußte Einwirken
wird Wollen genannt.

Was ich direkt erkenne, wahrnehme, fühle, kann ich unmöglich
bezweifeln; es ist das einzige in der Welt, was ich
mit voller Gewißheit erkenne. Nur unsere Schlüsse,
die wir daraus ziehen, können falsch sein. Der Begriff
Wirken ist auf Grund dieser Erkenntnis entstanden. Ob
die anderen Bewirkungen, die wir bei den Dingen wahrnehmen
und annehmen müssen, auch mit einem Bewußt-
werden verbunden sind, wissen wir nicht, und wir haben bis
jetzt keine Ursache, das anzunehmen.

Ich weiß bestimmt, daß ich z. B. jetzt die Hand bewege,
den Finger stärker an die Feder drücke, daß ich schreibe, verschiedene
Vorstellungen hervorrufe, andere unterdrücke, Gedanken
bilde, den Entschluß fasse, später auszugehen usw. Ich
habe gewiß diese Fähigkeit, da immer, ausnahmslos,
wenn ich den Impuls gebe, die gewünschte Erscheinung entsteht
, und nie sonst. Die Bezeichnung Wollen sollte in der
Philosophie nur für dieses bewußte Wirken gebraucht und
nicht mit Wünschen und Entschlußfassen verwechselt werden,
wie es sonst geschehen darf, da es sonst keine Bezeichnung für
dieses besondere Einwirken gibt.

8. Der Wille ist frei, d. h. es steht mir
stets frei, eine vorgestellte Willenserscheinung zu bewirken
oder zu verwirklichen, oder es zu unterlassen, wenn
es mir einfällt oder beliebt.

Unzählige Erfahrungen beweisen fortwährend, daß ich
allein die Hauptursaehe, der Hchöpfer dieser Erscheinungen
bin. Es gibt nichts, was mich zwangen würde, anzunehmen
, daß dieselben irgendwie anders, etwa durch das Zusammenwirken
gewisser Atome oder Kräfte unter bestimmten
zufällig zusammentreffenden Umständen, streng gesetzmäßig
, ohne Einwirkung wissender, wünschender, denkender
und wollender Wesen entstehen; und viele Erfahrungstatsachen
sind ohne diese allgemein anerkannte Annahme ganz unbegreiflich
, undenkbar, wie insbesondere auch die Tatsache
, daß alles stets genau eintrifft, wenn ich voraussage,
was ich machen werde; und daß ein Mensch durch nichts in
der Welt gezwungen werden kann, Etwas zu tun, was nicht
zu tun er sich vorgenommen hat.


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