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Zanzinger: Der Spiritismus und seine Probleme. 625
Indes, trotz der so schwankenden, bezw. direkt absprechenden
Beurteilung, die ihm offiziell zuteil geworden,
immer weiter werden die Kreise, die sich zu ihm bekennen,
und mancher Skeptiker dürfte gern die Gelegenheit ergreifen
, sich von dem in Betracht kommenden Tatbestand
zu unterrichten, um definitiv Stellung nehmen zu können
zu den ihm zur Zeit fast noch unmöglich real erscheinenden
spiritistischen Problemen.
Und ganz besondere Momente machen es wünschenswert
, daß sich nicht nur die gebildete Welt mit dem Faktum
der spiritistischen Phänomene beschäftige, sondern daß
vor allem auch die Wissenschaft in experimenteller
Methode und exakter Forschung den zum Teil in ihren
Entstehungsbedingungen noch unerklärlichen Erscheinungen
näher trete, um dadurch endlich deren Klärung herbei zu
führen. Was aber die Erzeugung der erstaunlichen Manifestationen
selbst betrifft, so dürfen wir diesen Vorgang
keineswegs nur als ein Gebilde der Neuzeit betrachten.
Lediglich das System ihrer Erzielung, die willkürliche Herbeiführung
, ist ein Produkt der letzten Jahrhunderthälfte.
Ja, ein Blick auf die Geschichte der Völker wird uns
zeigen, daß die Menschheit stets an die Existenz unsichtbarer
Geister, Dämonen, Engel, bezw.Teufel geglaubt hat und
allzeit von dem Verlangen erfüllt wrar, sich mit den überirdischen
Wesen in Verbindung zu setzen. Werden doch schon aus
den ältesten Zeiten Begebenheiten gemeldet, die sich vollständig
mit den Resultaten unserer heutigen spiritistischen
Experimente zu decken scheinen. Oder, wer von uns
wüßte nichts von Belsazar's „Flammenschrift an der Wand",
die Heiners Ballade vergegenwärtigt hat? — Auch der
Kirch envaterTertullian, sowie Ammianus Marcellinus erzählen
uns bereits von Gepflogenheiten, die zur Zeit der Völkerwanderung
beliebt gewesen waren und die genau unserem
„Tischrücken" und" Ähnlichem entsprechen dürften. Sogar
eine Art Psyehograph —, ein Tischchen aus Lorberholz —,
wurde zu typtologischem Verfahren verwendet und bat
wohl alle die weiten Umzüge der Völkerwanderung als
notwendiger Hausrat mitgemacht. —
Zu allen Zeiten hat es also „ Spiritisten * gegeben,
d. h. Menschen, die fest davon überzeugt sind, daß wir
alle dereinst nach dem Verlassen des irdischen Planes
weiterleben und uns dann auf dieser Erde bemerkbar
machen können, daß die durch die spiritistische Methode
hervorgerufenen Geschehnisse ausschließlich dem Wirken
unserer Verstorbenen zuzuschreiben sind. So beruhte schon
die Lehre PlaWs, des großen Weltweisen, auf dem Glauben
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