Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 634
(PDF, 209 MB)
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634 Psychische Studien. XL. Jahrg. 11. Heft. (November 1913.)

und den Menschen befähigt, das Kommende mit allen
Einzelheiten — was das Charakteristische dabei ist —
vorauszusehen.

Nostradamus, der berühmte Astrolog des 16. Jahrhunderts
, las die Zukunft nicht allein aus den Sternen.
Ein „inneres Licht" mußte ihm, wie er selbst sagte, dazu
leuchten, zweifellos das gleiche, das Hamlet dem Horatio
gegenüber als „seines Geistes Aug" bezeichnet. Auch
Goethe gebraucht denselben Ausdruck in seiner Autobiographie
, als er den ersten Abschied von der Sesen-
heimer Friederike schildert „Nicht mit den Augen des
Leibes, sondern des Geistes" sieht er da sich selbst auf
dem eingeschlagenen Wege entgegenkommen, in einem
hechtgrauen, mit etwas Gold verzierten Kleide, wie er es
nie getragen. Und daß dieses Vorgesicht sich nach Jahren
Punkt für Punkt erfüllte, dafür bürgt uns das Zeugnis des
Olympiers selbst.

Lassen wir also dem Zweifler seine Meinung, daß es
sich bei allen derartigen Dingen um vom Aberglauben geschaffenen
Spuk handle, und wenden wir uns, ohne einen
anderen Versuch zu seiner Widerlegung zu machen, einigen
die Sache charakteristisch beleuchtenden Fällen zu. Wenn
wir dabei zunächst an Zola denken, so wollen wir in ihm
nicht den frei phantasierenden Dichter, sondern den eingeschworenen
Realisten heranziehen, dessen Bestreben,
absolute Wahrheit zu geben, alle seine Werke wie ein roter
Faden durchzieht. Was er in seiner „D^bäcle" an äußeren
Vorgängen schildert, was er aus dem seelischen Leben des
Soldaten bringt, das hat er alles aus mündlichen Berichten
von Kriegsteilnehmern geschöpft, und so ist auch sein
schlichter, gerader und ehrlicher Sergeant Sapin, der Sohn
eines klei'nfn Lyoner Gewürzkrämerf, der „etwas gelernt
hat, schön schreibt, fehlerlos und gut rechnen kann", also
keineswegs sich als einfältiger Bauer darstellt, eine der
Wirklichkeit abgesehene Figur von prachtvoller Echtheit.
Als in der sich entwickelnden Schlacht von Sedan das
Regiment auf der Hochebene von Floing sich in Bewegung
gesetzt hat, sagt Sapin, der seit der ßeveille den Mund
nicht aufgetan hat, zu Jean und Maurice ganz plötzlich:
„Ah — ich werde heute fallen." Die Kameraden suchen
ihm das auszureden, aber er schüttelt nur mit einer Gebärde
vollständiger Gewißheit den Kopf. „O, bei mir ist's,
wie wenn's schon geschehen wäre. Ich werde heute fallen."
Und auf die Frage der Umstehenden, ob er das im Traume
gesehen habe, entgegnete er wiederum völlig bestimmt:
%nf er hatte nfchfs geträumt, allein er fühlfe es, es war


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