Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
40. Jahrgang.1913
Seite: 641
(PDF, 209 MB)
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Keich: Ursprung und Entwickelung der moralischen Ideen. 641

richtiger Erkenntnis gewann. Wird dieses Studium solcher
Art fortgesetzt, so gelangt man zu den Voraussetzungen
logischer Schlußfolgerungen, die ihrer Zeit Staunen erregen
dürften.

Auch dem Zusammenhang von Altruismus mit Sympathie
und Leben ist Westermarck entsprechend auf die
Spur gekommen, und hat über die Verbreitung dieser Gefühle
im Tierreich Vorstellungen sich gemacht. — Ich bin
der Meinung, daß Altruismus und Sympathie jeder tierischen
Seele ohne Ausnahme angeboren seien und nur gepflegt
zu werden brauchen, um höher und vollkommener
sich zu entwickeln. Das egoistische System des gesitteten
und barbarischen Menschen unterdrückt die edlen Keime
und züchtet dagegen die der Selbstsucht, Antipathie und
bösen Leidenschaften.

Wenn Westermarck behauptet, daß Gesellschaft die
Geburtsstätte des moralischen Bewußtseins ausmache, — so
ist dies für alle Wesen tierischer Art zutreffend; aber es
muß beigefügt werden, daß wenn nicht jede Seele ohne
Ausnahme diese guten Keime immanent besäße, auch die
ganze Gesellschaft außerstand wäre, deren Geburt zu erwirken
.

Weil Westermarck die moralischen Urteile aus sittlichen
Seelenbewegungen entspringen läßt, darum erklärt er
auch deren Ubergang in Lebensführung und Charakter.
Sehr wohl erkennt er auch den Einfluß der national - ökonomischen
Verhältnisse auf sittliche Gedanken und Gefühle
, unterläßt es aber gänzlich, die Einwirkung der beiden
Systeme des Egoismus und des Altruismus auf persönliche
und öffentliche Moral vergleichend zu prüfen.

Bei den wilden Völkern erkennt Westermarck Barmherzigkeit
als Verpflichtung und Großherzigkeit als Tugend.
Dies hat, durch dem Sinne nach übereinstimmende Worte,
Krapotkin für das ganze Tierreich ausgedrückt. — Meine
Behauptung des Angeborenseins von Altruismus und Sympathie
bei jeder Tierseele wird mehr und mehr bestätigt.

Dem Fortschritt des Altruismus und der moralischen
Religion stellt Westermarck eine gute Prognose; nur das
Schlimme, welches er der Religion zuschreibt, darf nicht
dieser, sondern muß ganz allein menschlichem Privat- und
Sozialegoismus in allen seinen Formen zugeschrieben werden.

*

Aus der ganzen Seele wächst die Moral empor und
beschränkt sich nicht auf das Reich der Gefühle oder der
Gedanken, hat auch nicht bloß ihr Schwergewicht im


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