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Ohler: Seele und Doppelgängerei
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der Gedankenübertragung ausgesetzt und zweitens kann
dieselbe infolge des Eintretens unterbewußter Geisteszustände
Aussagen tun, welche mit der Wahrheit nicht im
Einklänge stehen. Diese Experimente haben jedoch noch
verschiedene andere Erscheinungen gezeitigt, welche, da sie
nicht subjektiver Natur sind, weit mehr für die Tatsächlichkeit
der Doppelgängerei sprechen, und zwar meine ich
damit die Wahrnehmung des Doppelgängers mit Hilfe
phosphoreszierender Schirme und dessen Fernwirken auf
verschiedene Gegenstände, sowie schließlich dessen räumliches
Fernsehen. Für Interessenten muß ich auf die
Artikel über „Experimental - Untersuchung der Phantome
Lebender" in den „Psych. Studien" 1908—1910 verweisen,
bezw. auf das Werk des Prof. Durville: „Der Fluidalkörper
des lebenden Menschen". Durch diese Experimente, welche
freilich gewisse Gefahren für die Versuchspersonen in sich
bergen, wurde endlich die Möglichkeit eines fern vom
Körper wirkenden Etwas und eines fern vom Körper
sehenden Etwas nachgewiesen. Eine andere Erklärung als
die durch Doppelgängerei ist dabei vollständig unmöglich
(vergl. hierzu meine Erklärung über das Fernwirken im
Jahrgang 1908, Heft 10); nur darf man hierbei nicht den
Fehler begehen, dieses Austreten des Doppelgängers mit
dem Austreten der Seele zu bezeichnen, wie streng genommen
von einem Austreten überhaupt keine Rede sein
kann, sondern nur von einer allmählichen Bildung, von
einer Entstehung einer Emanation, welche nicht etwa als
ein Gas zu betrachten ist, sondern als eine ungemein feine
Substanz, welche die Erscheinung der Polarität, der Strahlung
etc. zeigt. Die geistige Tätigkeit des Doppelgängers
läßt sich im wissenschaftlichen Sinne verstehen, wenn man
den Geist als ein Wirken der Substanz ansieht und zwar
in ähnlicher Weise, wie ich dies zur Erklärung der Gehirntätigkeiten
in Heft 4, Jahrg. 1906 der „Psych. Studien"
schilderte. Durch den wissenschaftlichen Beweis der
Doppelgängererscheinung ist auch die Theorie des Fortbestehens
des menschlichen Geistes nach dem Tode als
Tatsache zu betrachten; wie denn auch die Mitteilung Verstorbener
durch spiritistische Medien, sowie das zeitliche
Fernsehen in Wahrträumen oder vermittels spiritistischer
Medien nur als ein Wirken der abgeschiedenen Geister
ehemals lebender Menschen zu verstehen ist. Die Verworrenheit
, welche bei derartigen Kundgebungen des
öfteren sich zeigt, liegt daran, daß es leider unmöglich ist,
das Mitarbeiten des Unterbewußtseins auszuschließen; so
kommen denn Gedanken des inspirierenden Geistes, mit
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