http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0668
t
664 Psychische Studien. XL. Jahrg. 11. Heft. (November 1913.)
sehe Kraft * („foree ect£niquett). Fünfzehn ähnliehe Fälle
wurden von der# Wissensehaft offiziell anerkannt — einer
deren ereignete sich sogar eben hier in Genf. Bei manchen
Individuen, die an Mediumität grenzen („qui tiennent du
medium") erfährt die ausstrahlende nervöse Kraft („la force
nerveuse qui £maneÄ) solch eine Umwandlung, daß sie in
verschiedener Art sich unseren Sinnen offenbart. Manchmal
sind es Töne, manchmal Lichter von undeutlichem
Charakter, manchmal eine anziehende Kraft auf mehr oder
weniger entfernte Objekte, manchmal endlich Klopf laute
(„eoups"). Meistens sind die bewußten oder unbewußten
Medien — und hier handelt es sich um einen deutlichen
Fall des Unbewußtseins — junge Männer oder junge Mädchen
, die kränklich oder im Zustande des Genesens sind...
Der älteste Sohn der P.'s (Name der Familie) genas ja damals
gerade von schwerer Krankheit. Nach dem Berichte
des Herrn L. hörte man das Geräusch der Schläge
Donnerstags und Sonntags, das heißt an Tagen, da der
Knabe die Schule nicht besuchte und zu einer Stunde, wo
der Knabe noch zu Bette lag. Es sind also alle Möglichkeiten
vorhanden, ihn als den unwillkürlichen Urbeber des
Phänomens zu bezeichnen. Er wurde geheilt und die Geräusche
hörten auf. Vielleicht kommen sie wieder, vielleicht
nicht.*
„Und durch welchen psychologischen Prozeß erklären
Sie nun, daß das „Fluidum* einer Mauer Schläge versetzt?"
fragte noch der Berichterstatter den Gelehrten. „Durch
etwas — doch dies sind keine Gewißheiten, nur bloße
Wahrscheinlichkeiten, — das dem Traume ähnelt, aber
einem Traume, der nicht im Bewußtsein des Kindes liegt,
denn die Phantasmagorie steigt aus seinem Unterbewußtsein
empor, während er selbst wach ist. Ob dieses zweite
Ich („cet 6tre seeondaire") träumt, gegen ein eingebildetes
Wesen kämpft oder mit ihm spielt, — was wissen wir?
Seine Offenbarungen überraschen uns, obschon sie nicht
wesentlich von den verschiedenen Phänomenen des Magnetismus
und Somnambulismus abweichen, die heute selbstverständlich
sind. Es ist gar nicht nötig, deswegen von
Zauberei, Hexerei und Klopfgeistern zu reden. Das sind
ganz natürliche, wissenschaftlich katalogisierte, aber, ich
wiederhole es, äußerst seltene Vorkommnisse.* —
Man muß hervorheben, daß Prof. Flournoy vor einigen
Jahren einen stattlichen Band über „Esprits et Mediums*
veröffentlichte. Dort untersuchte er an Hand von Berichten
von Mitgliedern und Freunden einer Genfer spiritistischen
Gesellschaft verschiedene vermeintlich spiritogene
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1913/0668