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Platzhoff: Spaßige Wissenschaft.
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Phänomene und urteilte über sie klar und kühl, zu nicht geringem
Ärger der Befragten. Er erwies sich nicht nur
skeptisch in jenen Fragen, sondern sogar entschieden verneinend
, besonders auch einem Aufsehen erregenden, durch
Prof. Eichet bekräftigten Fall gegenüber Und heute
glauben wir trotz der starken Betonung der offiziellen
wissenschaftlichen Basis aus Flournoy's Äußerungen schon
eine wesentliche Wandlung heraushören zu können. [? Red.]
Wenn man das „nervöse Fluidum* so leicht, wenn aucli selten,
auf entfernte leblose Dinge, wie Steine und dergleichen,
„exteriorisieren" kann, so fehlt doch nur ein Schritt zur
völligen Exteriorisierung der Gesamtheit dieses Fluidums
zur Bildung eines in noch höherem Grade aktiven, vielleicht
sprechenden, wenn auch unsichtbaren Phantoms. Es
fällt besonders auf, daß Prof. Flournoy nun die Terminologie
der Okkultisten adoptiert und sie damit in die offizielle
Wissenschaft einführt, über die ungeheure Kluft
zwischen dem Phänomen des Somnambulismus und dem
Bewegen und Werfen der vom Medium entfernt liegenden
Steine hat er sich sc kühn hinweggesetzt, daß man in Versuchung
gerät, sich über Objektivität der zeitgenössischen
psychologischen Wissenschaft seine Gedanken zu machen.
Auf der einen Seite wird alle unschuldige Metaphysik, die
theoretische Philosophie überhaupt, von den experimentellen
Schulen verpönt — Fl. ist auch Mitredakteur der Cla-
parede'schen „Archives de Psychologie*, — auf der anderen
Seite entpuppen sich nachher die Besten der Experi-
mentalpsychologen als Mitglieder und Schwärmer von
spiritistischen Tafelrunden. [Oho! — Red.]
Die heimgesuchte Familie will übrigens von den gelehrten
Erklärungen nichts wissen und ist fest überzeugt,
daß ein Feind oder Spaßvogel ihnen den schlechten Streich
spielte. Auch soll [iSrB.!] das Steinewerfen an Tagen vorgekommen
sein, da der Knabe in die Schule ging und auch
in Stunden, wo er schon außer Bett war. Im Lager der
Spiritisten, Okkultisten und aller Schwarzkünstler wird
natürlich die Äußerung Flournoy's mit Jubel begrüßt. Die
Dunkelwissenschaft [!] stützt sich ja gern auf Namen der
offiziellen Wissenschaft, denn über Männer vom Gewichte
eines C r o o k e s oder eines R i c h e t kann natürlich nicht
mit einem Achselzucken das Urteil gefällt werden.
Der Autoritätenglaube sitzt auch in den freien
und freisten Forscherkreisen so fest, daß es oft versäumt
wird, die Frage aufzuwerfen, ob nicht gelegentlich
auch Männer wie Crookes, James, Lombroso
oder Eichet leichtgläubigerweise sich irren können?
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