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676 Psychische Studien. XL. Jahrg. 11. Heft. (November 1913
Literaturb e rieht.
Nachstehend besprochene Werke sind zu Originalpreisen durch die Bachhandlung
von Oswald Mutze, Leipzig, Lindenstraße 4, zu beziehen.
Bücherbesprechung.
Licht und Schatten der spiritistischen Praxis nebst Angabe von Mitteln
zur Verhütung und Wiedergutmachung von schädlichen Folgen.
Auf Grund eigener Erlebnisse von Georg Silzer. Verlag von
O. Mutze, Leipzig 1913. 267 S. Preis 4 M., geb. 5 M.
Georg Suizer ist durch seine früheren, meist im Verlage von
0. Mutze erschienenen Schriften hinlänglich bekannt als ein wohlorientierter
Verfechter den Spiritismus im besonderen und des
Okkultismus im allgemeinen, und es ist erfreulich, daß er bei allem
Bildungseifer eine beachtenswerte Kritik und das Bemühen um Gewinnung
und Sicherung eines persönlichen, selbständigen Urteils in
den oft noch dunklen und doch recht verhängnisvollen Fragen erkennen
läßt. In dieser Beziehung ist namentlich das vorliegende
Buch von Interesse für weitere Kreise; denn es ist gewissermaßen
ein Bekenntnisbuchj da es aus der reichen und vorurteilsfreien Erfahrung
des Verfassers geboren wurde, da es zeigt, wie Sulzer zum
Spiritismus kam und wie er zu Erkenntnissen gelangte, die er seit
längerer Zeit unermüdlich bestrebt ist, zu veröffentlichen, und in
einer Weise zu veröffentlichen, die Anhängern und Gegnern der
spiritistischen Bewegung Anregung zu selbständiger Beschäftigung
mit den fraglichen Problemen geben soll und geben kann. Namentlich
die Kapitel: Mein erstes Medium. Einige Erlebnisse mit
anderen Medien und Sensitiven. Der Prozeß des Blumenmediums
Frau Anna Rothe. Offenbarungsspiritismus und Vatermediumschaft.
Andere Gefahren des Geisterverkehrs und die uns gegen sie zu Gebote
stehenden Schutzmittel —werden mit ihiem persönlichen Hintergrund
manchem ein Material zuführen, wofür er dem Verfasser dankbar
sein wird. Denn hier kann aus dem sorgfältigen Studium sowohl
ein sachlicher, als auch ein methodischer Gewinu springen. Von
besonderer Bedeutung wird manchem der Abschnitt über den seinerzeit
gewaltiges Aufsehen erregenden Rothe-Prozeß sein, umsomehr,
als der Verfasser ein okkultistisch erfahrener Juribt ist und auf
Grund seiner allgemeinen spiritistischen, wie auch seiner besonderen
Erfahrungen mit dem Medium Anna Rothe zu dem Urteile gekommen
ist, daß die Rothe ein physikalisches Medium war und
echte Phänomene erkennen ließ, — womit freilich die Möglichkeit
eines gelegentlichen Betruges nicht absolut verneint sein soll, —
und daß zum anderen das Urteil des Landgerichtes II in Berlm in
verschiedenen und schwerwiegenden Punkten sehr anfechtbar ist.
Kann auch durch diese Ausführungen keineswegs die dunkle Geschichte
dieses Mediums in erwünschtem Maße aufgeklärt werden,
wie es manchem schwer fallen wird, die Materiälsammlung von Dr.
E. Bohn in seinem Buche , Der Fall Rothe" als einzig maßgebende
Grundlage gegen Zeugnisse ebenfalls moralisch, wie intellektuell
achtungswürdiger Menschen anzunehmen, so können diese Erörterungen
doch eine beredte Mahnung sein, bei allem Verkehr mit
Medien peinlichst gewissenhaft und doch unter Wahrung der
menschlich (psychologisch, hygienisch) und sachlich (medothisch)
gebotenen Rücksichten zu vertahren, wenn überhaupt eine befriedigende
Lösung dieses schwierigen Problems gesucht wird. Und
ebenso beherzigenswert sind Sulzer's Ausführungen über die
mancherlei und schweren Gefahren, die in der Beschäftigung mit
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